Unser Buchprojekt: 400 Jahre Schule in Georgensgmünd, 1623 – 2023

 

400 Jahre Schule in Gmünd, das ist ein Fünftel von den 2000 Jahren seit unserer Zeitrechnung nach Christi Geburt – ein bescheidener Kulturzeitraum, wenn man sich in der Weltgeschichte zum Vergleich kundig macht. Nach Recherchen im Internet soll 194 nach Christi Geburt in China die Shishi High School, die älteste Schule der Welt, gegründet worden sein. Diese erste öffentliche chinesische Schule wurde 1902 in eine moderne Schule umgewandelt.

Geschichtsforscher sagen, die Sumerer, ein Volk, das bis ungefähr zweitausend Jahre vor Christi Geburt im Nahen Osten lebte, im Gebiet des heutigen Irak, hätten bereits die ersten Schulen gehabt, in welchen sie die Zeichen ihrer selbst erfundenen Schrift lehrten. In diese Lehranstalten gingen aber nur wenige. Sie arbeiteten danach als gut bezahlte Schreiber. Wir, die Mitteleuropäer, lebten dagegen zur gleichen Zeit noch in der Steinzeit. Erst im Mittelalter gab es in Europa christliche Klosterschulen, in denen angehende Mönche lesen, rechnen, schreiben und beten lernten. In diesen Schulen war Latein die Sprache der Priester, Gelehrten und Lehrer und nur wenige hatten das Vorrecht, dort lesen und schreiben zu lernen.“ Deshalb musste auch Konrad von Megenberg, geboren am 1. Januar 1309 in Mäbenberg, bereits mit sieben Jahren zur Schulung nach Erfurt übersiedeln, um dort in die artes liberales eingeführt zu werden (Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg). „Erst im 16. Jahrhundert mussten Geistliche auf Geheiß der Kirchenfürsten und Patronatsherren für das einfache Volk Schule halten. Der Mönch und spätere Reformator Martin Luther übersetzte die Latein-Bibel ins Deutsche, damit jeder das Wort Gottes lesen konnte. Immer mehr Menschen lernten daraufhin in christlichen Schulen mit der deutschen Bibel das Lesen und Schreiben, nachdem diese durch die Erfindung des Buchdrucks von Johannes Gutenberg in großer Zahl herausgegeben werden konnte. Die ersten Schulen in Deutschland wurden somit von den christlichen Religionen meist in der Nähe ihrer Kirchen errichtet.“ (Irmgard Prommersberger)

Auch in Georgensgmünd wurde der erste Unterricht in der Nähe der Kirche abgehalten. „Die früheste Nachricht über eine Schule in Gmünd stammt aus dem Jahre 1623 und nennt auch den damaligen ‚Schulmeister‘. Dies war ein gelernter Schneider (ohne einen zusätzlichen Beruf zu haben, konnte damals ein Lehrer nicht auskommen), war gleichzeitig Mesner und der Sohn Peter des damaligen Pfarrers Kunther. Als Vergütung durfte er mietfrei wohnen, musste aber in seinem kleinen Häuslein, dem sogenannten ‚Kobel‘ auf dem Kirchhof, gleichzeitig Unterricht halten. Zu unterrichten hatte er ganze fünf bis sechs Kinder, Schulpflicht gab es sicherlich noch nicht.“, recherchierte der Heimatforscher Friedrich Glenk. Er – und später auch Gerd Berghofer – berichten über den jüdischen Unterricht in der Gmünder Synagoge und im angebauten Lehrerhaus. In einem Bericht des Bezirksschulrats für Schwabach erfahren wir die Geschichte der Schule von Georgensgmünd in den Jahren 1623 bis 1804 und der Verwaltungsobersekretär a.D. von Gmünd, Hans Brunner, führt sie 1942 in den Heimat-Blättern Nr. 3, 4 und 5 weiter. Gerd Berghofer schildert die örtliche schulische Situation in der nationalsozialistischen Zeit und Dieter Schlaug erinnert an den konfessionell getrennten Unterricht im Schulhaus Hochstraße, der 1969 eingestellt wurde. Beschrieben werden auch die alten und neuen Schulhäuser Gmünds – bis zu unserem heutigen Schulzentrum an der Wiesenstraße 15, die Dr.-Mehler-Schule.

 

Bei dieser Zeitreise in die Geschichte der Gmünder Schulstätten dürfen die „Geschichten“ nicht fehlen. Es sind die Erlebnisse der Schülerinnen und Schüler, die ihre Kindheit in Klassenzimmern, auf Sportplätzen, in Turn- und Schwimmhallen und auf sandigen oder gepflasterten Pausenhöfen verbracht haben, die bei späteren Klassentreffen in freudiger, wehmütiger oder nüchterner Erinnerung, vor allem auch an ihre damaligen Lehrkräfte, ausgetauscht werden. Denn Schule ist nicht immer und nicht für alle ein schöner Ort. Ihre Geschichten lieferten zum Beispiel Wolfgang Bibel, Fritz Rauh, Fritz Volkert, Thomas Hinterholzinger und Christa Mayer für dieses Buch. Und in manchen Zeilen ist herauszulesen, dass die Lehrkräfte, die das „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ (Pestalozzi) als Unterrichtsprinzip praktizierten, das weitere Leben ihrer „Schulkinder“ positiv prägten.

 

Lebendig werden diese Erzählungen durch alte und neuere Klassen-, Lehrer- und Schulhausfotos, die eingefügt oder in den Anhang gestellt wurden. Trotz der Fülle der Geschichte und Geschichten über 400 Jahre Schulunterricht in Georgensgmünd kann kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden. Darum freuen wir uns auf Ergänzungen jedweder Art.

 

Brigitte Schwarz