„Geschichte und Geschichten von der Hämmerleinsmühle"

 

Der Heimatverein Georgensgmünd stellte neue Publikation in der Hämmerleinsmühle vor:

 

HÄMMERLEINSMÜHLE – Der Heimatverein Georgensgmünd ist sehr aktiv, was Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt betrifft. Nach Publikationen über Hauslach und den „Meiers-Beck“ stellte er nun ein umfangreiches, reich bebildertes Heimatbuch über die Hämmerleinsmühle vor.

             Brigitte Schwarz, die stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins Georgensgmünd, freute sich, dass mehr als 50 Interessierte in die „Event-Scheune“ der Hämmerleinsmühle gekommen waren, um der Vorstellung des 257 Seiten starken Heimatbuches beizuwohnen.

            Ihr besonderer Gruß galt den Autoren und allen, die alte und neuere Fotos zur Verfügung gestellt haben. Dies sind Barbara und Fritz Volkert, Frieda Braun, Anni Heiden, Christa Rölle, Konrad Böhner, Lydia Merkenschlager, Franz-Joseph Heuplik („Andy“), Erika Kohl, Dieter Schöbel, Susanne und Karl Bischofsberger und Georg Vogel. Auch Brigitte Schwarz selbst hat eine Reihe von Beiträgen verfasst. Sie bedankte sich bei den beiden Banken von Georgensgmünd und beim Landkreis Roth, die den Druck finanziell unterstützten.

           Besonders bedankte sich Brigitte Schwarz auch beim Gmünder Altbürgermeister Klaus Wernard, der das Original-Manuskript der bislang unveröffentlichten Novelle „Der Pfarrherr von der Hämmerleinsmühle“, verfasst von Friedrich Merkenschlager, für das Buch zur Verfügung gestellt hatte. Der Protagonist Pfarrer Christoph Hornauer heißt in Wirklichkeit Honauer, berichtete Schwarz. Dies hätten Recherchen im Nürnberger Staatsarchiv, Außenstelle Lichtenau, ergeben.

           Diese Novelle – Merkenschlager nannte sie „ein Roman aus Franken“ - wurde komplett in das Heimatbuch aufgenommen und nimmt fast ein Drittel des Buches ein. „Merkenschlager gibt mit seiner Novelle einen Einblick in eine längst versunkene Welt“, erklärte Brigitte Schwarz. Das Manuskript verbleibt in der historischen Sammlung im Gmünder Rathaus.

          Zusammen mit Barbara und Fritz Volkert hat sich Brigitte auf Spurensuche nach dem Pfarrer Christoph Hornauer begeben und die Ergebnisse in einem Kapitel zusammengefasst, das sie „Dichtung und Wahrheit“ nennt.

          1511, also vor 510 Jahren, ist die Hämmerleinsmühle erstmals urkundlich erwähnt worden. Unter dem Titel „Leben auf der Hämmerleinsmühle – zwischen Idylle und Wirklichkeit“ stellen Barbara und Fritz Volkert die Geschichte des Ensembles vor.

          Fünf Autorinnen und Autoren haben ihre „Erinnerungen an das Leben auf der Mühle“ festgehalten, nämlich Frieda Braun, Anni Heiden, Christa Rölle, Konrad Böhner und Lydia Merkenschlager. „Von Mägden, Knechten und Erntehelfern“ berichten Brigitte Schwarz und Fritz Volkert.

           In der Hämmerleinsmühle Nr. 2 gab es auch ein „Freies Jugendzentrum“, genannt „Das Haus-Titanic“. An diese Zeit erinnert Franz-Joseph Heuplik, besser bekannt unter dem Namen „Andy“.

           Auch der Verein „Hämmerleinsmühle – Werkstatt für Ökologie und Sozialarbeit“ hatte sein Domizil in der Hämmerleinsmühle. Darüber berichten Konrad Böhner, Erika Kohl und Dieter Schöbel in einem eigenen Kapitel.

          Seit dem Frühjahr 2018 erstrahlt die Hämmerleinsmühle in neuem Glanz. Die heutigen Wirtsleute Susanne und Karl Bischofsberger stellen die „Mühle für Biergartenliebhaber und Feste aller Art“ vor.

          Vorgestellt werden auch die beiden Themenwege „Bergbau in Georgensgmünd“ und „Kalkabbau bei Georgensgmünd“. Damit haben sich Brigitte Schwarz, Georg Vogel und Fritz Volkert befasst.

           Ganz unterschiedliche Themen werden im Anhang des Buches angesprochen: eine Kurzbiografie von Friedrich Merkenschlager, ein heimatkundlicher Spaziergang anhand von alten Postkarten, Fotos und Plänen, weiter Flurkarten, Flurnamen und Handelsstraßen, Archivunterlagen der ehemaligen Gemeinde Mäbenberg, Katasterauszüge aus dem Staatsarchiv Nürnberg von 1826, 1843 und 1853 sowie ein Kapitel, das mit „Ausscheidung der Hämmerleinsmühle aus dem Gemeindeverband Mäbenberg“ überschrieben ist.     

           „Das Buch ist eine Gemeinschaftsproduktion, wo viele Menschen ihr Wissen und ihre Familiengeschichte weitergeben“, lobte Bürgermeister Ben Schwarz. „Die Hämmerleinsmühle war immer schon ein besonderer Ort in der Gemeinde“, würdigte er, „von hier aus sind immer Innovationen und Anstöße ausgegangen.“ Die Anbindung der Hämmerleinsmühle an Georgensgmünd durch einen Radweg sei ein Wunsch vieler. Die Planungen des Landkreises hierzu seien in der Endphase. „Ich wünsche mir, dass von der Hämmerleinsmühle noch viele Impulse ausgehen“, schloss Ben Schwarz.

 

 

ROBERT UNTERBURGER

 

Info: Das Buch ist erhältlich bei Brigitte und Loni Schwarz in Georgensgmünd, Marktplatz 11, oder im Kultur- und Tourismuszentrum in der ehemaligen Bäckerei „Meiers-Beck“. Es kostet 15 Euro.

 

 

 


Bericht/Bilder von Irene Heckel zur Erwerb des "Thora"-Vorhangs in der Synagoge


Wir blicken heuer aus verschiedenen Gesichtspunkten auf 1700 Jahre jüdische Geschichte zurück. Georgensgmünd ist einer der Orte, wo seit rund 400 Jahren Judentum stattfindet. Wo mit Hilfe staatlicher und vieler privater Stellen und von Landkreis und Gemeinde die Zeugen der einstigen jüdischen Mitbürger nie vergessen wurden. Jetzt ereignete sich mit der Übergabe eines Thoravorhangs ein ganz besonderes Ereignis für Georgensgmünd, der Gemeinde mit Jahrhunderte jüdischer Vergangenheit: die Rückgabe eines längst verschollen geglaubten Thoravorhangs aus der ehemaligen Synagoge.„Sie haben hier etwas ganz Besonderes“ stellte der prominente Gast der kleinen, aber feinen Feier vor der Georgensgmünder Synagoge fest. Dr. Ludwig Spaenle war neben vieler Prominenz als Antisemitis-mus-Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung gekommen. Bürgermeister Ben Schwarz begrüßte ein handverlesenes Publikum: Joino Pollak vom Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern, Landrat Herbert Eckstein mit weiteren Vertretern des Landratsamtes, Mitglieder von LEADER+, der Kirchen, Gerd Berghofer und Dr. Axel Schwaiger, deren Neufassung des Gmünder Geschichtsbuches demnächst erscheinen soll. Dazu Vertreter aus der Wirtschaft, und Mitglieder eines gemeinsamen Arbeitskreises aus Thalmässing und Pappenheim. Und nicht zuletzt der ehemalige Dekan Immanuel Nau aus Schwäbisch Gmünd, , der die ganze Sache „ins Laufen“ gebracht hatte. Bei seiner Mitarbeiterin Shoshana Sauerbier- Tietz bedankte sich der Bürgermeister mit Blumen für ihre Arbeit.Der Beauftragte der bayerischen Staatsregierung Spaenle stellte anfangs seines Grußworts die Frage: Was ist Ashkenase und beantwortete sie auch gleich: „Das fränkische Judentum steht mittendrin!“ Er erinnerte an Antisemiten, die sich ein einfaches Muster suchten, und erinnerte die Juden an eine Aussage: Sage das alles an einem Ort, wo so viel Wunderbares besteht. Auch der große Friedhof sei ein echter Schatz in der Region, der die Landschaft präge. Er betrachte Ereignisse wie die Übergabe als wichtig, und wir alle müssen uns dem stellen. Seine Forderung seit langem: Wir müssen den Schutz jüdischen Lebens in das bayerische Grundgesetz aufnehmen! Deswegen haben auch Ereignisse wie das heutige eine enorme Strahlkraft.“Der Landrat Herbert Eckstein betonte vor allem das Miteinander. Seit seinem Jugendaustausch mit Isreal sensibilisiert, erinnerte er an die Menschen, die sich nach dem Krieg um die Synagoge gekümmert haben. An Fritz Glenk, der gleich nach dem Krieg geforscht und aufgeschrieben habe, an Gerd Berghofer, der sich gefragt habe, warum man damals „die Anderen“ ausgegrenzt habe. Es habe seitdem immer Menschen gegeben, die sich um die jüdische Geschichte gekümmert hätten. „Lasst uns das alles miteinander tragen, denn es tut uns gut, wenn wir dazu stehen und es tut uns gut, wenn wir alle die Kraft haben, aufzustehen!“ sagte der Landrat.Der Gmünder Bürgermeister Ben Schwarz berichtete von der leeren Synagoge, in der immer wieder mal Veranstaltungen und Ausstellungen stattgefunden hätten Aber als dann der Anruf von Herrn Nau kam, und sich herausstellte, dass der Vorhang wirklich aus Georgensgmünd stammte, war seine Freude riesengroß gewesen, genau wie das bedeutende Interesse, das die Menschen an diesem „Fund“ zeigten.Nach Corona-bedingten Verzögerungen und Verhandlungen feierte die Gemeinde die Rückkehr eines Thoravorhangs, der nach zum Teil immer noch geheimnisvollen Vorgängen wieder in die Georgens-gmünder Synagoge zurückgekehrt war. Begleitet wurde die festliche Vorstellung von der deutsch-polnischen Band Global Shtetl aus dem Großraum Nürnberg. Dazu ist eine Ausstellung zur Entstehungsgeschichte und der jahrzehntelangen Odyssee der Textilie vorbereitet. Die Ausstellung wird im Rahmen des LEADER-Kooperationsprojekts „TACHLES“ realisiert, das die Gemeinde Georgensgmünd gemeinsam mit dem Markt Thalmässing und der Stadt Pappenheim umsetzt.Begonnen hatte die lange Reise 2018 mit einem kurzen und für Gmünd total überraschenden Anruf aus Schwäbisch Gmünd, als der Dekan im Ruhestand, Immanuel Nau, Shoshana Sauerbier- Tietz informierte, um íhr über den Vorhang, der Schwäbisch Gmünd angeboten worden war, zu berichten. „Tagelang habe ich gegrübelt“ erzählt er, ob und wie er über das Fundstück reden sollte. Damit löste er sozusagen Aktivitäten aus, die ihren Weg über drei Jahre bis zur offiziellen Übergabe fanden. Angehörige des Jüdischen Forschungskreises suchten sogar eine Stelle in den Haag auf. „MKK Gmind“ – so steht es auf dem Vorhang. Doch welches „Gmind“ beziehungsweise „Gmünd“ ist gemeint? Aufschluss gibt das „Pinkas haKehillot“, das „Buch der Gemeinden“, Band „Württemberg / Bayern“, ein Projekt der Gedenkstätte Yad Vashem, in dem alle damaligen jüdischen Gemeinden verzeichnet sind. Es folgten intensive Forschungen nach der Familie von M.B. Selling, die auf dem Vorhang namentlich erwähnt wird. Doch gab es überhaupt einen jüdischen Anwohner dieses Namens in Georgensgmünd? Es gab ihn tatsächlich 1861/62 und er spendete wohl aus Anlass der Geburt seines Sohnes den kunstvoll bestickten Thoravorhang aus lila Samt. Inzwischen suchte die Gemeinde nach Sponsoren, die einen Zuschuss zum Erwerb und den entstehenden Kosten der Restaurierung leisteten und fand sie in der Raiffeisenbank und der DEMA. Der Erwerb des Vorhangs vom luxemburgischen Antiquariat „Lux Judaica“ erfolgte im August 2018 nach Prüfung der Anbieterreputation, dem Erhalt eines Herkunftsnachweise und dem Ausschluss von Restitutionsansprüchen. Im Sommer 2019 kehrte der Vorhang nach Georgensgmünd zurück und wurde der Restauratorin Textilrestauratorin Magdalena Verenkotte übergeben, die bereits einige der früheren Georgensgmünder Genisafunde instand gesetzt hatte. Der Schwerpunkt lag dabei auf: Bearbeitung von Gewebeabreibungen, Verstärkung der Aufhängung und Ausbesserungen in den Stickereien. Außerdem musste ein Rahmen für das kostbare Stoffteil in Auftrag gegeben werden. Er hat nun seinen Platz auf einer der Frauenemporen gefunden.Ausstellung und Vorhang sind noch am 10./11./17. und 18. Juli jeweils von 14 bis 17 Uhr in der Ehemaligen Synagoge Georgensgmünd zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.Text und Fotos: Irene Heckel


Wo Kirchweih und Kultur zusammengehören. In Georgensgmünd wurde die Ausstellung großer und kleiner Künstler „Wir zeigen (k)uns(t)“ eröffnet.

Text und Bilder:  Andreas Regler/RHV + Andrea Hauf


GEORGENSGMÜND — Kirchweih und Kultur gehören in Gmünd fest zusammen. Diesmal organisierte der Heimatverein unter dem Motto „Wir zeigen (k)uns(t)“ mit der Kunstschule „atelier‘geplauder“ von Andrea Hauf eine interessante, abwechslungsreiche Kunstausstellung – von und für Jung und Alt.

 

 

Für Bürgermeister Ben Schwarz ist die Eröffnung der Kirchweihausstellung jedes Jahr „DER Kirchweihauftakt“ schlechthin. Denn den Bieranstich übernimmt der Bürgerkönig. Damit sind die Grußworte zur Ausstellungseröffnung am Freitag die erste richtige Kirchweih-Amtshandlung des Rathauschefs. Die Leiterin der Kunstschule Andrea Hauf lobte er als „Institution “, der „die Kunst in die Wiege gelegt worden ist.“ Einen persönlichen Bezug zum Thema Zeichnen stellte Heimatvereinsvorsitzender Michael Gsaenger her. Mit seinem Skizzenbuch aus der Jugendzeit erzählte er, dass es in seiner Familie „obligatorisch“ gewesen sei, im Urlaub Eindrücke und Erlebnisse zeichnerisch festzuhalten. Durch diese „bewusste Auseinandersetzung“ habe er vieles „intensiver begriffen.“ Gleichzeitig ermutigte er die Anwesenden, selbst einen künstlerischen Versuch zu wagen. Ein Aufruf, dem sich auch Landrat Herbert Eckstein anschloss.

 

 

Moderatorin Brigitte Schwarz freute sich darüber, dass Gmünd ein Ort ist, „an dem Kunst großgeschrieben wird.“ Die Kirchweihausstellung sei ein gutes Beispiel.

 

Andrea Hauf erzählte von den Gruppen, mit denen sie in im „atelier’geplauder“ arbeitet und davon, wie der Heimatverein mit der Ausstellungsidee auf sie zugekommen sei. Vereinzelte Zweifel der großen und kleinen Künstler, ob die eigenen Werke für eine öffentliche Präsentation denn auch gut genug seien, habe man schnell entkräften können.

 

Egal ob Kind oder Erwachsener – der entscheidende Faktor sei immer der Künstler. Er entscheide, was wie gemacht werde oder wann ein Bild fertig ist. So dürfen die Nachwuchskünstler immer wieder selbst Malchef sein und vorgeben, zu welchem Motto oder mit welcher Technik das nächste Mal gearbeitet werden soll. Da der Künstler das letzte Wort hat, ist die Ausstellung auch nicht ihre Auswahl, sondern die der Kunstschaffenden. Zahlreiche Werke steuerte der Kreativkurs bei. Dessen Künstlerinnen hatten sich dabei Tier- und Blumenmotive ausgesucht und als Aquarell, mit Acryl oder Tusche zu Papier gebracht. Aber auch Bilder, die bei Zeichenexpeditionen in und um Gmünd entstanden waren, gab es zu entdecken. Kaum weniger kreativ präsentierten sich die Ergebnisse der Young Artists. Die Jugendlichen, die sich einmal in der Woche bei Andrea Hauf treffen, hatten mit verschiedenen Arbeitstechniken ein echtes Unikat erschaffen: Eine Gmünder Cluedo-Version. Das größte Kunstwerk stammte von den Kleinsten. Die Kreativ Kids hatten die eigenen Körper auf eine Lkw-Plane gemalt: als Torwart beim Fangen eines Balls, als Tänzerin oder einfach mit verschränkten Armen. Das bunte Lackbild „Körperformen“, das die Kids gemeinsam entstehen ließen, wird nach der Ausstellung die Wand am Bruckespan zieren.

 

 

Die Eröffnung umrahmte Leo Stengel an der Gitarre.

 

Die Ausstellung ist am Kirchweihmontag sowie am kommenden Wochenende von 15 bis 19 Uhr geöffnet.


Vorstellung und Ausstellung zum Buch "Petersgmünder Erinnerungen"

Text und Fotos:  Roth-Hilpolsteiner-Zeitung



Bericht der  RHV zur Jahreshauptversammlung des Heimatvereins am Samstag, den 18.03.2017 im "Winklersaal" Bürgerhaus zur Krone


Stabwechsel beim Gmünder Heimatverein


Die 1. Vorsitzende Brigitte Schwarz tauschte mit Michael Gsaenger die Plätze und gab nun die Verantwortung an ihren bisherigen Stellvertreter ab. Sie versprach, auch weiterhin für den Verein da zu sein, möchte aber künftig ihrer Familie und besonders den Enkeln mehr Zeit widmen. Die Neuwahl brachte auch Veränderungen bei den Beisitzern: Ausgeschieden sind Doris Kittsteiner, Gaston Richter, Rolf Driesslein und Karl- Ludwig Drießlein. Ihnen allen und besonders Gitti Schwarz galt herzlicher Beifall. Das neue Gremium bilden Günther Ackermann, Sigrid Hell, Martin Kaiser, Georg Koch, Günter Mainka, Ben Schwarz,  Loni Schwarz, Georg Vogel und Manfred Zebisch. Schriftführer Egid Herzner und Kassier Alois Seidler führen ihre Ämter weiter. Nach den Worten von Michael Gsaenger steht der Verein wie kein anderer in Georgensgmünd für die Pflege von Geschichte und Kultur. Der neue "Chef" ist durch seine Eltern Edith und Wolfgang mit dem Heimatverein aufgewachsen, hat zwischendurch "eine Pause" eingelegt und dann  wieder entdeckt, wie wichtig die Arbeit ist, die dessen Mitglieder in viel-fältigster Form leisten. Seitdem ist er wieder "voll dabei".

 

 

 

Die scheidende Vorsitzende berichtete von einem Jahr voller Aktivitäten. Sei es die Mitwirkung beim Hauslacher Dorffest anlässlich des 700jährigen Bestehens und der Herausgabe des Buches über die Geschichte des Hopfenbauerndorfes. Eine Wanderung und eine Ausstellung ergänzten das Programm rund um das Jubiläumsdorf. Von der Familie Distelrath erhielt der Heimatverein Teile einer alten Seilerei, die dann gleich am Wasserradfest vorgeführt wurde. Ein anderes wertvolles Relikt aus der Gmünder Vergangenheit hatte Hans Walter in seinem Keller in Verwahrung und übergab es an den Verein als Verwalter des Historischen Archivs der Gemeinde: das Werk der 265 Jahre alten Turmuhr der Georgskirche. "Vor allem Kinder kennen so etwas gar nicht mehr und wir suchen einen Platz, wo man sie dauerhaft und geschützt aufstellen kann" sagte Brigitte Schwarz. Sie ermunterte die Mitglieder, ihre Ideen und Vorschläge einzubringen. Die Kirchweihausstellung widmete sich dem 350 Jahre alten  Schlösslein und der Verein begleitete die Einrichtung eines Wanderweges über Erzabbau und -verarbeitung, den Georg Vogel initiierte. Der Heimatverein förderte mit Spenden unter anderem die Sanierung des Wasserradhäuschens und beteiligte sich an Ferienprogramm und Weihnachtsmarkt. Aber nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft hat der Verein im Blick. Martin Kaiser lädt die Jugend ein, mit ihm auf Schatzsuche zu gehen mit Geocatching, einer Art virtueller Schnitzeljagd, oder Satellitennavigation.  Weitere Einzelheiten gibt es auf der Homepage des Heimatvereins. Feste Termine im laufenden Jahr sind die Teilnahme an der geoMesse am 13. und 14. Mai und die Kirchweihausstellung mit Werken von Molli Trillitzsch anlässlich ihres 80. Geburtstages und des Glaskünstlers Rudolf Stowasser.  

 

 

 

Mit einem dicken Dankeschön und Blumen ehrten Brigitte Schwarz und Michael Gsaenger die Jubilare. Vor 25 Jahren traten Ingeborg Böhmichen und Inge Vogel dem Verein bei und schon 40 Jahre gehören ihm Günther Böhm und Karl- Ludwig Drießlein an. Als weiterer Höhepunkt entpuppte sich die Vorführung eines wieder entdeckten Films über die Pinselmacherei bei der Firma Winter, die 1989 schloss. Adolf Wuttke zeigte damals detailgenau, wie viel Handarbeit und Sorgfalt in den ganz unterschiedlichen Pinseln steckten. Mit Wehmut verfolgten die Heimatfreunde dann die Bilder vom Abbau und vom Abtransport der Maschinen. Die Bitte der Verantwortlichen ging an alle Zuschauer: Alte Filme, auch Videos, so schnell wie möglich an den Heimatverein geben, denn sie altern und ihre Qualität verschlechtert sich. Der Verein lässt sie digitalisieren, führt sie dem Historischen Archiv zu und bewahrt so ein Stück Erinnerung an längst vergangene Zeiten.  

 

 

 

Text und Fotos:   Irene Heckel

 

 

 

 

 


Wanderung mit Einweihung Themenwege  am 16. Oktober 2016


"Bergbau in Georgensgmünd"


... weitere Bilder zum anschauen und/oder herunterladen finden Sie unter https://opa.cig2.canon-europe.com/s/cp/EUx2Yg3HD2T.

 

Belohnt mit schönstem Herbstwetter waren rund 60 Teilnehmer bei der Wanderung am 16. Oktober 2016 der Einladung von der Gemeinde und dem Heimatverein Georgensgmünd gefolgt, sich auf dem neuen Rundwanderweg die Spuren des Bergbaus im Hauslacher Erzabbaugebiet vor Augen führen zu lassen – von einem Heimatforscher aus Leidenschaft: Georg Vogel.

 

Bei der Begrüßung am Treffpunkt „Wasserradparkplatz“ freuten sich Bürgermeister Ben Schwarz und Heimatvereinsvorsitzende Brigitte Schwarz, dass mit der Vorstellung des Themenweges „Bergbau in Georgensgmünd“ die historischen Rückblicke auf 700 Jahre Hauslach und 350 Jahre Schlösslein und Friedrichsgmünd ihre Abrundung fanden und die erstaunliche Entwicklung des Ortes bewusst werden ließen.

 

Deshalb bedankten sie sich im Namen aller bei Georg Vogel für die aufgestellten fünf Tafeln mit den Informationen, die er in jahrelanger Forschungsarbeit zusammengetragen hat und dafür, dass er sich bei den jeweiligen Grundstücksbesitzern im Vorfeld das Einverständnis für die Platzierung der Schautafeln eingeholt hatte. Selbstverständlich ist dieser neue Themenweg für Georgensgmünd ein „Pilotprojekt“, das hinsichtlich Beschilderung und Einbindung in das Wanderwegenetz des Landkreises Roth der weiteren Ausarbeitung bedarf. Außerdem sind noch weitere Themenwege geplant.

 

Mit lebendigen und fachkundigen Erläuterungen zog Georg Vogel auf dem Rundgang an jeder Station die interessierte Zuhörerschaft in seinen Bann und schärfte vor Ort den Blick für die Spuren der Erzgewinnung. In Waldstücken versteckt findet man nämlich noch Hinweise auf den früheren Schacht-Bergbau, die Gruben, die sogenannten „Pingen“, deren wissenschaftliche Auswertung eine Aufgabe für zukünftige Heimatforscher sein könnte. Und bei der Vorstellung des ehemaligen Hochofens in der Nähe der Hammermühle erbrachte Georg Vogel am Schluss den eindeutigen Beweis der historischen Eisenproduktion in Georgensgmünd: die in den Flussniederungen der Fränkischen Rezat auffindbaren „blauen Steine“, die als Abfallprodukt entstandene blaue Hochofenschlacke.

 

Diese lehrreiche Führung wurde mit großem Beifall bedacht – nicht zuletzt auch deshalb, weil alle gebotenen Informationen zum Thema Bergbau in Gmünd in der Homepage des Heimatvereins nachzulesen sind.

 

Neben diesen Informationen sind dort auch die Wegpunkte des Rundweges als „GPX“-Datei erhältlich. Mit Outdoor-Navigationsgeräten und Smartphone-Apps kann damit der Wegverlauf nachvollzogen und zur Routenführung verwendet werden.

 

Für Interessierte plant der Heimatverein demnächst eine Informations- veranstaltung über die Möglichkeit, solche Daten selbst zu erfassen und zu nutzen.

 

  

 


Übergabe Seilereimaschine von Firma Distelrath


Wer heute die Hauslacher Straße zwischen Georgensgmünd und Hauslach befährt, denkt sicher nicht daran, dass sie bis 1955 dem Seiler Hans Pfisterer zwischen der Schlosserei Haarländer bis zur Höhe des heutigen Leichenhauses als Seilerbahn diente.  Das Ehepaar Luise und Hans Meier bekam zur Hochzeit 1955 das letzte von ihm gefertigte Werkstück, eine Wäscheleine, als Geschenk. Die Seilerei Rößlein in der Steinbacher Straße dagegen fertigte offensichtlich nur kurze Seilerwaren "oben auf dem Boden des Stadels", denn von dort hörte man manchmal die Geräusche der sich drehenden Maschine. Das Anwesen der Familie Heiden am Anger war der dritte Handwerksbetrieb dieser Art im Gmünder Zentrum. Schon 1803 übte dort Georg Friedrich Schuh sein Handwerk aus. 1891 kam es durch die  Heirat mit Walburga Schuh an Christoph Karl Heiden. Auf einem alten Foto kündet ein Schild "Seiler-Waaren von Karl Heiden"  von der Tätigkeit der Besitzer. Die Seiler verwendeten Hanf oder auch den gröberen Flachs. Metalldrähte drehte Carl Haarländer noch in den  30er Jahren zu Drahtseilen. Die Seile fanden im Haushalt, auf den Bauernhöfen, aber auch als Schnüre für die selbst gebastelten Drachen der Kinder Verwendung.   

 

Eine solche Vorrichtung fand die Familie Distelrath im Keller des ehemaligen Pfisterer- Hauses, das sie 1980 erwarb. "Wir haben zwar nichts damit anfangen können, wollten es aber auch nicht wegwerfen." sagen Hiltrud und Norbert Distelrath, Nach der Vorführung beim Erzählnachmittag des Seniorenbeirats und der An-kündigung des Heimatvereins, der das alte Handwerk am Wasserradfest vorführen wollte, stand für sie fest ´Unseren Kellerfund bekommt der Heimatverein für seine historische Sammlung´. Loni Schwarz und Egid Herzner vom Verein restaurierten mit Hans Paukner das alte Gerät. Am Wasserradfest demonstrierte Paukner das Seiledrehen sowohl  mit dieser als auch mit seiner eigenen Maschine. Das war dann auch die gute Gelegenheit für das Ehepaar Distelrath zur Übergabe an die Heimat-vereinsvorsitzende Brigitte Schwarz, die sich über diesen Neuzugang sehr freute. Hans Paukner zeigte gekonnt, wie man gleichmäßige Seile dreht. Viele Besucher  nutzten die Gelegenheit und drehten selbst an der Kurbel mit den Schnüren, um ihr ganz persönliches Seil mit nach Hause zu nehmen. Und auch Hiltrud Distelrath setzte sich an die Kurbel und nahm sich ein Seil aus Eigenproduktion mit als Erinnerung an die alte Seilermaschine aus dem Keller, die nun in guten Händen und sorgfältig dokumentiert ist.   

 

 

Text und Foto: Irene Heckel                                                         

 


Bericht der RHV/Herrn Robert Unterburger vom 03.08.2015


"Historische Sammlung"



Vorabbericht mit Bilder von Irene Heckel


Ausgabe RHV vom 31.07.2015


 


 

 

"Schätze aus der

historischen Sammlung"

 

 

 

 


heißt die Ausstellung des Heimatvereins zur Gmünder Kirchweih 2015. Diese Schätze befinden sich ansonsten im Archiv der Gemeinde und des Vereins, der sich unter anderem der Pflege und Weiterentwicklung seiner historischen Sammlung widmet. Gezeigt werden Schriften und Pläne des Gmünder Heimatforschers Fritz Glenk, Nachlässe der Familien Schaller und Schuh sowie Urkunden, Luftaufnahmen und Pläne. Der Heimatverein will mit dieser Ausstellung seine Arbeit für die Historische Sammlung im Gemeindearchiv (Haus der Geschichte) an einigen Beispielen aufzeigen und die Mitmenschen anregen, Fotos, Postkarten, Alben, Nachlässe und anderes heimatkundliches Material nicht zu "entsorgen". Heimatverein und Gemeinde nehmen diese Sachen gerne entgegen und nutzen auch die Möglichkeit der Digitalisierung, so dass die Leihgaben auf Wunsch auch wieder zurück gegeben werden können.    

 

 

 

Das Motto geht auf das Büchlein von Fritz Glenk "Aus meinem Schatzkästlein" zurück, das er 1978 herausgab. Schon früh nahm sich der Gmünder Eisenbahner auch der jüdischen Vergangenheit seines Heimatortes an, forschte und sammelte. Die beachtlichen Ergebnisse seiner Arbeit  hielt er unter anderem fest in kleinen Büchlein über die Juden und den Judenfriedhof, die Ende der 80er Jahre erschienen. Der Hobby- Historiker, dem es vor allem um die lokale Geschichte ging, arbeitete sich für seine Recherchen sogar in die Grundlagen der hebräischen Sprache ein. Für das Gmünder Geschichtsbuch, für das die Ortsgeschichte inzwischen wissenschaftlich erforscht wurde, hat das Archiv von Fritz Glenk einen wichtigen Beitrag geleistet.

 

 

 

Das "alte Gmünd" lässt der Heimatverein anhand von 18 Luftbildern aus den Jahren 1930 bis in die 60er Jahre wieder auferstehen. Es lohnt sich, etwas Zeit mitzubringen und genau hinzusehen bei dieser spannenden Schatzsuche. Ein Foto, aufgenommen um 1950, vereint legendäre Gebäude, die man sonst eher von Einzelaufnahmen kennt: das Waaghäuschen und das alte Stoll- Haus am Marktplatz, die Firma Schaller an der Rezat und den Stegwirt. Zukunftsmusik war damals noch die Brücke der Staatsstraße über die Rezat am Bruckespan, der Verkehr führte über die Brücke am Marktplatz. 

 

 

 

Die Ausstellung im Gmünder Schlösslein öffnet am Kirchweihfreitag um 18.30 Uhr mit der Vernissage. Sie ist an den Kirchweihtagen einschließlich Montag jeweils von 15 bis 19 Uhr geöffnet.  

 



Bericht in der RHV vom 29.10.2014


„Neu-Gmünder entdecken ihre Gemeinde“


 

Beim Neubürgerempfang erhielten Zugezogene die Gelegenheit, ihre Wahlheimat sowie Vertreter aus Verwaltung und Politik in ungezwungener Atmosphäre kennenzulernen.

 

Bei strahlendem Sonnenschein versammelte sich die bunt gemischte Gruppe am frühen Nachmittag am Bahnhofsbrunnen. Bürgermeister Ben Schwarz begrüßte die Teilnehmer und übergab das Wort an den Gästeführer Gerd Berghofer. Dieser erzählte sogleich von den drei sagenhaften Brüdern Georg, Friedrich und Peter, die der Legende nach Georgensgmünd gegründet haben. Während die Erwachsenen gespannt zuhörten, nutzten die Kinder die Zeit, sich die Bronzeabbildungen der Brüder am Brunnenrand genauer anzuschauen. Weiter ging es zum malerischen Ensemble rund um das aufwändig sanierte Schlösslein,  vorbei am historischen Wasserrad und über den bei den Gmündern so beliebten Angersteg zur Synagoge. Im Anschluss folgte ein kurzer Spaziergang über den Jüdischen Friedhof. Der gelungene Mix aus Geschichte und Gegenwart ließ die zweistündige Führung wie im Fluge vergehen.

 

Im Bürgerhaus "Zur Krone" konnten Groß & Klein erst mal ihren Durst löschen, bevor Ben Schwarz die Gemeinde vorstellte und einige Eckdaten zu Haushalt, Einwohnerzahlen, Schule, Kindergärten, gemeindlichen Einrichtungen und Freizeitangeboten nannte. Auch der Heimatverein nutzte die Gelegenheit, um sich und seine Tätigkeiten vorzustellen. Die Vorsitzende Brigitte Schwarz betonte, dass alle, die auf der Suche nach einem neuen, sozialen Engagement seien, natürlich jederzeit beim Heimatverein oder bei einem der anderen Gmünder Vereinen Anschluss finden könnten. Die Kleinen machten sich unterdessen mit dem Gmünder Wappen vertraut und malten flink die Flussmündung, die Hopfendolden und das Kreuz des Heiligen St. Georg in den richtigen Farben aus.

 

Beim gemeinsamen Abendessen, bei dem es natürlich Bratwürste als echte, fränkische Spezialität gab, ließ man den Abend in gemütlicher Runde ausklingen.

 

Text:     Nina Schuster

Bilder:  Nina Schuster und Manfred Zebisch

 


Georgensgmünder Kulturtreff


"Wunder des Lichts"



 

Das Duo Barbara Schofer und Stefan Hippe brachte im Rahmen des Georgensgmünder Kulturtreffs das „Wunder des Lichts“ in die ehemalige Synagoge mit traditionellen Liedern und Texten aus dem jüdischen Leben. Die Sprache der musikalischen Beiträge war das Jiddisch der europäischen Juden.

 

Die Nürnberger Juristin steht seit vielen Jahren auf der Bühne - mit acht Jahren hatte sie ihren ersten Auftritt- und hat auch die entsprechende Ausbildung genossen. Sie stellt die Programme zusammen und schreibt am liebsten Lyrik. Ihr musikalischer Partner spielt seit seinem 17. Lebensjahr Akkordeon. Er arbeitet mit dem Staatstheater Nürnberg zusammen, leitet das Nürnberger Akkordeonorchester und unterrichtet seit zehn Jahren an der Universität Erlangen - Nürnberg. Für ihn war es ein "Heimspiel", denn seit fünf Jahren lebt er in Georgensgmünd. Mit Stimme und Instrument in wohltuender Harmonie erzählen die beiden viele bezaubernde, nachdenklich machende und fesselnde Geschichten. Die Musik- und Gesangsstücke beginnen mit dem typischen langsamen, später mitreißenden Rhythmus, die Erzählungen mit Tiefgang trotz des vordergründigen Humors, in den sie oft verpackt sind, immer irgendwo zwischen Lachen und Weinen angesiedelt.

 

Das Chanukka- Fest ist von großer Bedeutung im jüdischen Jahresablauf. Es wird alljährlich am 25. Tag des Monats Kislew, also im November oder Dezember, gefeiert und dauert acht Tage. Stefan Hippe widmet dem Lichterfest das Stück "Chanukka, oh Chanukka" mit der Aufforderung zum Tanzen und Singen. An acht Abenden wird je eine Kerze angezündet, und vom Rätsel, warum so ein Chanukka- Flämmchen auf Reisen ging, erzählt Barbara Schofer. Es verschwand abends und kehrte erst gegen Mitternacht zurück. Erst als ein zerzauster armer Reisender erschien, der überfallen und in einen dunklen Keller gesperrt worden war, und von seiner wunderbaren Rettung berichtete, klärte sich die Frage. Das Lichtlein hatte ihn im Wald vor den wilden Tieren beschützt und sogar noch die Räuber überzeugt, zu einem ehrlichen Leben zurückzukehren. Berührend auch die Legende vom Trinkspruch "Sollst leben!". Ein junger Mann wollte einen heiligen Rabbi besuchen, wurde von diesem aber barsch zurückgewiesen: "Geh heim!" Traurig trat er die Heimreise an, traf aber unterwegs im Gasthaus Chassidim, also Fromme, die ihm immer wieder zuriefen "Sollst leben" und ihn erneut mit zurück nahmen auf ihrer Reise zum Rabbi. Diesmal wurde er von ihm freundlich begrüßt und auf seine erstaunte Frage, was diesen Sinneswandel bewirkt habe, antwortete dieser: "Dein Tod war beschlossen und ich schickte dich heim, damit du zu Hause sterben kannst! Aber weil alle dir das Leben wünschten, wurde der Beschluss im Himmel umgestoßen." Der Rabbi schloss daraus: Zehn Fromme bewirken im Himmel mehr als ein Rabbi!

 

Aber fröhliche Kinderlieder wie das "Huljet huljet kinderlech" von Mordechai Gebirtig sind ebenfalls Teil des Abends. "Spielt eich, liebe Kinderlech, der Frühlingsschein beginnt, denn vom Frühling bis zum Winter ist ein Katzensprung...". Der jüdisch-polnische Poet und Komponist starb im Juni 1942 im Krakauer Ghetto und hinterließ der Nachwelt eine Fülle von Liedern aus dem Alltag der kleinen Leute, vom Kinderlied bis zu Arbeitergesängen, in denen er zum Widerstand aufruft. Eine wunderbare Utopie nennt Barbara Schofer das letzte Lied im Programm, in dem eine friedliche Welt beschworen wird: "Ale brider...".

Das zärtliche Schlaflied "Kiwele" , ebenfalls aus der Feder von Gebirtig, ist die Zugabe des Duos. Die Mutter liest dem Kind ein Briefchen vom fernen Vater vor, der ihm viele Küsse schickt und es mahnt, es solle schlafen und nicht mehr weinen.

 

Text und Foto:   Irene Heckel

 


Bericht in der RHV vom 04.08.2014


 

Liegt die künstlerische Begabung bei den Gsaengers an den Genen? fragte Bürgermeister Ben Schwarz bei der Eröffnung der Kirchweihausstellung des Heimatvereins. Fast könnte man das annehmen, wenn man die Notiz des damals kleinen, heute zehnjährigen Jakob liest, könnte man es fast meinen. Er stand in der Rechtschreibung zwar noch ganz am Anfang, aber wusste schon genau, was er wollte: "Mein Traumberuf ist Architeckt. Das ist Handwerkliche Berufe und im Büro Arbeiten und das andere ihr Haus grigen." Dieses Bekenntnis ist Programm, wird in der Familie in Ehren gehalten und ziert eine Wand im Wohnhaus. An guten Beispielen mangelte es ihm nicht, wie die Ausstellung des Heimatvereins zur Gmünder Kirchweih zeigt. Aber der Georgensgmünder Bürgermeister beantwortete die Frage gleich selbst, denn auch der "angeheiratete Teil" der Familie bringe die Liebe und Begabung zur Kunst mit. Im Georgensgmünder Schlösslein zeigen sie die Fülle und Vielfalt Ihres Könnens - und gleichzeitig ein Stück Familienphilosophie, bei der die Kunst in so vielen Facetten allgegenwärtig ist. "Der Name Gsaenger Petersgmünd bezeichnet eine immer weiter sprudelnde Quelle künstlerischen Geistes, und unbändige Schaffensfreude", formuliert es Dr. Ulrich Kerkhoff als Laudator. Die Feier umrahmte ein Ensemble für Alte mit Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, darunter "Pastime with Good Company" des englischen Königs Heinrich VIII.

 

Brigitte Schwarz als Vorsitzende des Veranstalters begrüßte im Schlössleinshof ein großes Publikum, darunter Landrat Herbert Eckstein, Altbürgermeister Klaus Wernard, die ehemaligen Vorsitzenden Karl Hirschmann und Günter Heckel sowie viele Mitglieder des Gemeinderats. Die Petersgmünder Großfamilie habe das Schlösslein mit ihren Schätzen gefüllt und lade zum Staunen und Bewundern, zum Gespräch und "Nah- Erlebnis" dieses kreativen Familienbandes ein. Auch der 1999 verstorbene Wolfgang Gsaenger sei in seinen Werken wie dem Veilchenstrauß aus dem Jahr 1940 gegenwärtig. Die Einführung zur Ausstellung übernahm dessen Schwiegersohn Dr. Ulrich Kerkhoff, Kunsthistoriker beim Amt für Denkmalpflege in Mainz. Als Teil dieser Familie rief er die Erinnerung wach an Wolfgang Gsaenger, dessen Wurzeln in der väterlichen Zimmerei, dem bäuerlichen Umfeld, seinem tiefen Glauben, die große Bescheidenheit und die Achtung vor der Schöpfung lagen. Zahleiche Kirchen von der Rhön bis nach München tragen seine Handschrift. "Schau doch nur, wie schön das Haus dasteht" sei einer der Sätze, die er nie vergessen werde. Seit 1956 stand seine Frau Edith, eine gebürtige West¬fälin mit Nürnberger Mutter, an seiner Seite. Die studierte Malerin und Textilkünstlerin teilte von nun an nicht nur sein künstlerisches Leben, sondern meisterte auch ihre vielen Aufgaben als Mutter dreier Kinder oder Gastgeberin mit immer offenem Haus. Daneben malte und zeichnete sie, gestaltete zahlreiche Paramente wie die Leihgabe aus der Nürnberger Gethsemanekirche und arbeitet derzeit an einem neuen für St. Leonhard. Auch Tochter Barbara absol¬vierte nach ihrem Architektur- noch ein Malstudium in München. Ihr malerisches Talent (Öl, Aquarell und Zeichnung) verfeinert sie gern in Südfrankreich, wohin sie immer wieder mal "ausbüxt". Vor allem aber unterrichtet alle ihre Neffen und Nichten und begleitet sie auf deren Weg voller Freuden und Mühen in die künstlerische Arbeit. Seit einigen Jahren illustriert sie Bücher mit und ohne Text, in denen sie die unterschiedlichsten Impressionen verarbeitet von Biarritz bis zum Weiher im heimischen Garten. Diese Bücher erscheinen in Kleinstauflagen, denn auch sie sind von Form und Inhalt her echte Kunstwerke. Ihre attraktive äußere Erscheinung verdanken sie der Buntpapiergestalterin und Buchbinderin Sabina Kerkhoff. Sie bringt neben einer ornamentalen Veranlagung auch noch die Begabung für Musik, Malerei und angewandte Kunst mit viel Sinn für das Praktische mit. Sabina ist darüber hinaus Schreinergesellin, Kirchenmusikerin und Restauratorin für Musikinstrumente. Ein Schachtelturm auf dem Büchertisch zeigt, wie schön Dinge des täglichen Lebens sein können. Michael, der das Büro des Vaters weiter führt, ist mit zwei Bildern aus Kindertagen mit vielen Fahrzeugen vertreten, die durch Akkuratesse und Farbigkeit auffallen. Seine Frau Kathrin, gelernte Lehrerin und Raumausstatterin, bereichert die Ausstellung durch einen ganz anderen Akzent aus ihrem Haus: Mit feinen Stoffen gepolsterte Stühle. Deren Tochter Luisa studiert- wie könnte es anders sein- Kunstpädagogik und stellt unter anderem eine Serie von Stillleben aus ihrer Bewerbung an der Akademie aus.

 

Im "Kinderzimmer" im Erdgeschoß sind Frühwerke zu sehen: Hannes hat seiner Phantasie mit einer Art Weltraumbahnhof freien Lauf gelassen. Jakob malt und zeichnet nicht nur gerne, sondern betätigte sich schon mit acht Jahren als Konstrukteur. Sehenswert sind seine drei Schachteltheater mit beweglichen Figuren, Landschaft und Tieren, alles aus Papier. Als technische Raffinesse genügt ein Zug an einem Papierband und passend zur Waldszene ertönt Vogelgezwitscher.

 

Die Ausstellung öffnet nochmals am kommenden Wochenende,

Samstag 9. und Sonntag 10. August jeweils von 15 bis 19 Uhr.

 

 

Text und Fotos: Irene Heckel