Die Pfarrbeschreibung der evangelischen Kirchengemeinde Georgensgmünd liegt jetzt in gut lesbarer und übersichtlicher Ausführung vor - dank der Fleißarbeit von Christian Krüger, der sie nun an Pfarrer Johannes Arendt übergab. Pfarrbeschreibungen sind wichtige Zeugnisse des Lebens in den evangelischen Kirchengemeinden und facettenreiche Schlaglichter auf den Alltag und das, was die Menschen bewegte. Sie waren eine Pflichtaufgabe der Pfarrer und erforderten - nicht immer zu deren Freude - einen beachtlichen Zeitaufwand der Geistlichen. Die umfangreiche Pfarrbeschreibung der evangelischen Christen in Georgensgmünd wurde von Pfarrer Friedrich Frank von 1913 bis 1919 verfasst und mit Ergänzungen der Pfarrer Ludwig Wolfrum, August Hüfner und Alfred Rottler bis zum Jahr 1959 versehen. Vorangestellt sind Seiten über die Entstehung des Pfarrsprengels, wohl im beginnenden 14. Jahrhundert, und über die weitere Geschichte der Kirchengemeinde. Eine große Hilfe und der Schlüssel zum allgemeinen Verständnis ist die Erklärung der über 320 Fachbegriffe von A wie "Aberration" (Abweichung) bis Zeltguthaus (Zeltgütle), die Krüger zum Teil erst mühsam recherchieren musste.
Das Original ist nicht nur wegen der damals gebräuchlichen Sütterlin- Handschrift schwer zu lesen, sondern auch wegen der extrem kleinen und engen Buchstaben. Christian Krüger, früher bei einer Versicherung tätig und ehrenamtlich besonders als langjähriger Gauschützenmeister bekannt, hat sich auf Bitten von Pfarrer Arendt des Werks angenommen und es in zeitgemäßer Schrift Seite für Seite in den PC übertragen. Krüger stellte sich der Mammutaufgabe, auch wenn er, so gibt er zu, zwischendurch immer wieder mal aufgeben wollte, es aber doch mit großer Disziplin, Geduld und dem häufigen Gebrauch einer Lupe schließlich zu einem guten Ende brachte. Nun überreichte er die ersten gedruckten Exemplare an Pfarrer Arendt, Bürgermeister Ben Schwarz sowie Brigitte Schwarz und Michael Gsaenger als Vertreter des Heimatvereins. Sie stünden für alle interessierten Menschen und Institutionen mit Interesse an der Heimatgeschichte, für die das Werk künftig sicher eine große Hilfe darstelle, sagte der "Übersetzer". Pfarrer Arendt bedankte sich bei der Gemeinde für den Druck und auch bei Fritz Volkert und Gerd Berghofer, die, neben Brigitte Schwarz, das Korrekturlesen übernommen hatten. Sie alle sprachen Krüger ihren Dank und ihre Anerkennung für die geleistete Fleißarbeit aus.
Die Berichte haben eine bayernweit gleiche Gliederung und befassten sich mit Themen wie den amtlichen und außeramtlichen Organen des Gemeindelebens, der Religiosität und Sittlichkeit, aber auch der Chronik des Ersten Weltkriegs, mit Besitz- und Rechtsverhältnissen bis zu kultischen und außerkultischen Formen des christlichen Zusammenlebens. Frank hat genaue Details wie die Auswirkung der drohenden Kriegsgefahr 1914 beschrieben, als noch vor der Mobilmachung die "Schatullenfabrik" wegen fehlender Bestellungen ihren Betrieb einstellen musste. Seine Frau Luise beschäftigte während des Krieges bis zu 70 Frauen und Mädchen mit "Heeresnäharbeiten", d.h. der Fertigung von Hemden, Unterhosen, aber auch Zwiebacksäckchen, und ermöglichte ihnen so einen, wenn auch bescheidenen Verdienst. Eine unglaubliche Aktualität haben die Sorgen über die sinkenden Geburtenzahlen des Gemeindepfarrers Frank, der schon vor rund 100 Jahren zu dem Ergebnis kam: "Die Kinderzahl ist aber leider Gottes auch hier im raschen Absinken begriffen und steht, wie so vielfach in unseren Tagen, im umgekehrten Verhältnis zu den Einkommensverhältnissen der Gemeindeglieder". Andere Bemerkungen wiederum zeigen den Unterschied zu heute, als man wegen des Mangels an Dienstboten gerne bereit war, ihnen "die etwa anhaftenden moralischen Mängel ohne weiteres nachzusehen". Pfarrer August Hüfner war von 1934 bis 1945 im Amt und beschreibt die auch für ihn persönlich sehr schwierige und bedrohliche Zeit der Kirche während des Nationalsozialismus. Überwachung und Schikanen waren an der Tagesordnung, denen der Pfarrer, gestärkt durch die Unterstützung treuer Gläubiger, mutig begegnete.
Im Zeitalter von Mails, die man sich anstatt der Briefe schreibt, sind auch "Pfarrbeschreibungen“ "aus der Mode" gekommen. Pfarrer Arendt aber notiert kontinuierlich die Ereignisse in Georgensgmünd und Petersgmünd, hat auch vor, diese zusammenzustellen und wird also der vorliegenden Pfarrbeschreibung einmal ein weiteres Kapitel hinzufügen können. Christian Krüger hat schon sein nächstes Projekt im Auge: "Jetzt werde ich meine Memoiren schreiben!", kündigte der aktive 80-Jährige an.
Text und Foto: Irene Heckel