Vernissage zur Kirchweihausstellung


"Der Liter Bier dunkel 24 Pfennige, 0,45 Liter Bier hell 13 Pfennige" sagt ein Emailschild in der Vitrine, vor der die Besucher über die Preise staunen. Das waren halt noch Zeiten, als in den Dorfwirtschaften der Liter Gerstensaft Pfennigbeträge kostete! Mehr über Gasthäuser und die einstigen Brauereien in Georgensgmünd und seinen Ortsteilen zeigt die Kirchweihausstellung des Heimatvereins im 1. Stock des Gmünder Schlössleins, die schon bei der Eröffnung am Kirchweihfreitag viele Besucher anlockte. Darunter waren Dr. Hannedore Nowotny als Landratsstellvertreterin, Delegationen der Heimatvereine aus Spalt und Abenberg, zahlreiche Mandatsträger und Altbürgermeister Klaus Wernard, der - wie viele Gastwirtsfamilien- sehenswerte Exponate zur Verfügung gestellt hatte. Mit dem gesammelten Material plant der Verein die Herausgabe eines Büchleins, das rechtzeitig zum Weihnachtsmarkt herauskommen soll.

 

Bürgermeister Ben Schwarz fand in seiner Begrüßung, dass die Ortskultur arm sei ohne Wirtschaften, in denen sich ganz unterschiedliche Menschen austauschen und entspannte Stunden verbringen könnten. Dies gelte auch für den Gemeinderat, der sich gerne nach den Sitzungen in der Krone, dem gemeindeeigenen Gasthaus, zusammen setze. Er dankte seiner Mutter Brigitte als Vorsitzende des Heimatvereins für diese Ausstellung, die eine echte Bereicherung für das Kirchweihprogramm sei. Für die richtige Stimmung sorgten Hans-Peter Hagen an der Ziehharmonika und Walter Vogel am "Bomdardon" mit originaler Volksmusik zur Umrahmung der Eröffnung im Hof des Schlössleins. Hagen hatte ein historisches Instrument mitgebracht, das auch schon 100 Jahre auf dem Buckel hat und ursprünglich im Gasthaus Fackelmeyer gespielt wurde. Gebaut hat es die Firma Rauscher aus München, bei der auch Karl Valentin seine Instrumente erwarb. Leider ist es nur noch bedingt bespielbar.

 

"Diese Ausstellung war kein leichtes Unternehmen" verriet die Vorsitzende. Es seien zwar bei der Recherche über 40 Objekte in Gmünd und acht seiner Ortsteile gefunden worden, aber man habe auch inzwischen festgestellt, dass doch noch einiges im Verborgenen schlummert. Die Verantwortlichen haben deshalb Handzettel ausgelegt, auf denen die Besucher, Anregungen, Korrekturen oder auch Namen und Daten von Personen auf den historischen Fotos notieren können. Den Ausstellungsort nannte sie besonders passend, denn schon im Jahr 1712 residierte hier in der Tafernwirtschaft "Zur Krone" der erste Schlössleinswirt. 1888 baute dann Johann Winkler an der Stelle des heutigen Gasthauses seine Brauerei. Ein Zeitungsartikel über das Wirtshaussterben und den damit verbundenen Niedergang der Dorfkultur hatte Brigitte Schwarz auf das Thema gebracht. Die veränderte Freizeitkultur habe auch die Bewirtungsmöglichkeiten in den kleineren Orten und Dörfern verändert. Aber trotzdem blieben die Gasthäuser und Cafés Orte der Begegnung mit wichtiger sozialer Aufgabe für das gesellschaftliche Leben. Es sei also kein Zufall, dass so auffallend viele aktive und ehemalige Wirte und Nachfahren von alt eingesessenen Gmünder Brauereien und Gasthäusern zu den Besuchern der Eröffnung zählten. Zum Vergnügen der Zuhörer steuerte sie einige Anekdoten von Gmünder Originalen bei und machte dabei Appetit auf das Büchlein.

 

Einer der Gäste stellt fest: Ich habe gar nicht gewusst, dass es in Gmünd so viele Gasthäuser gegeben hat! Darüber war sich auch das Fototeam des Heimatvereins nicht im Klaren, als die Vorbereitungen für die aktuelle Ausstellung begannen. Die Organisatoren mit Manfred Zebisch, Heinrich Kögel und viele ihrer Vorstandskollegen suchten nach alten Fotos, befragten Besitzer - und Gastwirtsfamilien, liehen sorgsam gehütete Exponate aus und konnten so eine attraktive Schau der Gastlichkeit mit rund 200 Fotos alter und noch existierender Gasthäuser zusammentragen. Da präsentiert die Chefin des Café Schaller in weißer Schürze stolz ihre Köstlichkeiten, da sitzt die ernst blickende Politprominenz des Jahres 1910 um den Holztisch in Böhms Sommerkeller, da erinnert eine alte Aufnahme an das eindrucksvolle "Restaurant und Hotel Klinger". Sie werden ergänzt von vielfältigen Ausstellungsstücken, angefangen vom geschnitzten vierspännigen Bierwagen der Brauerei Georgensgmünd aus der alten "Krone", über Krüge, Bierdeckel, ein Superblatt Schafkopfkarten bis zur Gründungsurkunde der Löwenbrüder, dem Stammtisch des "Goldenen Löwen" in Mäbenberg, eben allem, was zu einer "richtigen" Wirtschaft gehört.

 

Die Ausstellung ist noch geöffnet am Kirchweihmontag von 15 bis 19 Uhr.

 

 

Bericht und Foto: Irene Heckel