Tag des offenen Denkmals


Kapelle "Ecce Homo" in Georgensgmünd-Obermauk


 

Das Thema des Jahres ist Farbe. Das kleine katholische Kapellchen auf dem Bauernhof der Familie Scheuerlein ist fast 300 Jahre alt, und wirkt in seiner bescheidenen Erscheinung vor allem von außen sehr zurückgenommen. Trotzdem verdient es schon alleine durch seine Geschichte und sein Alter unsere Aufmerksamkeit an diesem Tag der besonderen Denkmäler. Der Name weist auf den leidenden Christus als Hauptfigur hin: "Seht her, ein Mensch". Das Obermauker Ehepaar Maria und Johann Adam errichtete es 1720 zum Andenken an den Friedrichsgmünder Wildmeister Matthias Rummel, der bei der Verfolgung von Pferdedieben von diesen erschossen wurde. Unruhige Zeiten herrschten damals im Oberamt Roth, denn während des Spanischen Erbfolgekrieges zogen marodierende Haufen versprengter Truppen auch durch Georgensgmünd.

 

Anfang August des Jahres 1707 überfielen vier ungarische Husaren bei Ochenbruck eine Kutsche und raubten sechs Pferde. Gejagt vom aufgebrachten Postmeister, dem selbst zwei der Pferde gehörten, und etlichen Feuchter Bürgern, flohen die Reiter nach Roth. Dort erfuhren die Verfolger, dass die Flüchtigen die Stadt in Richtung Eckersmühlen verlassen hatten. Der Rother Oberamtmann verstärkte die Verfolgertruppe um einige Musketiere, denen sich der zufällig anwesende markgräfliche Wildmeister anschloss. Er war übrigens der Großvater des Nürnbergers Konrad Grübel, einem von Goethe gelobten Mundartdichter. Bei Mauk holte der ehrgeizige Förster die Räuber ein und wollte sie im Alleingang stellen. Dabei wurde er von den Schüssen der Fliehenden, die entkamen, tödlich getroffen.

 

Der Eingangstür gegenüber beherbergt eine kleine Apsis eine Christusfigur, gekettet an eine Martersäule, deren Sockel die Jahreszahl 1886 trägt. Das Original dieses Motivs befindet sich in der berühmten Wieskirche. In der Apsis finden sich auch noch Stuckornamente und verschiedene Reste von Farbfassungen. An der Westwand zeigt ein auf Holz gemaltes Tafelbild mit der Jahreszahl 1720 Jesus und die Schächer. Die Beschriftung ist nicht mehr vollständig lesbar: "Zu Lob und Ehr des allerhöchsten der für uns am .... des hl. Kreuz gestorben ist hat der ehrgeachtete Johannes Adam Maria dessen Ehewirthin allhier .... diese Tafel und Figur machen und setzen lassen , Anno 1720" An farbig gefassten Heiligenfiguren sind Maria, Josef, Michael und Georg dem Heiland beigestellt. Die Madonna mit Jesuskind in einer gefassten Mauernische ist herausnehmbar. Die Bodenfliesen aus Juraplatten stammen aus dem 19. Jahrhundert und wurden bei der Anhebung des Bodens in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder eingebaut. Auch das schlichte Holzgestühl wurde erst im 20. Jahrhundert eingebaut, wie das Fehlen geschmiedeter Nägel beweist.

 

Es heißt, dass dort auch ein Nagel als Reliquie aufbewahrt wird, der mit einem der zahlreichen Kreuzesnägel in Berührung gebracht worden sein soll. Aber leider weiß heute niemand mehr, wo er sich befinden könnte. "Diesser nagel ist an jenem nagel anberieret (anberührt) worden, mit welchem Christus der Herr am Creutz ist genaglet worden, ist von gleicher lenge, dicke und breite."

 

1842 erhielt die Kapelle ein durch Spenden finanziertes Türmchen mit einer ca. 25 kg schweren Glocke. Sie wurde früher dreimal täglich und am Sonntag zum Rosenkranz geläutet. Heute begleitet ihr Läuten nur noch die Bewohner des derzeit 49 Seelen- Dorfes auf ihrem letzten Weg bei der Überführung.

 

 

Ansprechpartner am Tag des offenen Denkmals:

Irene Heckel, Gemeinderätin und Gästeführerin

Brigitte Schwarz, 1. Vorsitzende Heimatverein Georgensgmünd

 


Bilder Irene Heckel



Bilder Nina Schuster