Ausstellung im Schlösslein zum 700. Geburtstag von Konrad von Megenberg




 

 

Artikel in der RHV vom 2. 12. 2009

 

 

Die Dorfgemeinschaft Mäbenberg hat heuer mit Unterstützung des Gmünder Heimatvereins den 700. Geburtstag ihres großen Sohnes Konrad von Megenberg mit einer Reihe von Veranstaltungen gefeiert. Nun steuert die Gemeinde eine Ausstellung über den mittelalterlichen Universalgelehrten im Gmünder Schlösslein bei, die Georgensgmünds 1. Bürgermeisterin Eva Loch am vergangenen Freitag eröffnete.  

Sie lud nicht nur die Bevölkerung, sondern besonders die Schulen ein zum Besuch

der Ausstellung. die nach Anmeldung im Rathaus extra für Schulklassen öffnet.

 

Die Tafeln und Drucke waren im Spätsommer Bestandteile einer Ausstellung der Bischöflichen Zentralbibliothek in Regensburg. Natürlich konnten kostbare Hand-schriften und Urkunden, die dort ebenfalls zu sehen waren,  die Reise nach Mittelfranken nicht antreten, aber es bleibt eine hervorragende Präsentation spätmittelalterlichen Lebens am Beispiel des in Regensburg heute noch hoch geschätzten Domherrn, Dom-

pfarrers und Gelehrten. Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner schreibt in seinem Vorwort

zum ausgezeichneten und reich bebilderten Ausstellungskatalog:  „Im Mittelalter war

der wohl berühmteste Regensburger Domherr der Universalgelehrte Konrad von Megenberg, der dem Kapitel von 1348 bis 1374 angehörte und kurzzeitig auch

Dompfarrer von Regensburg war“.  Der Katalog ist in der Ausstellung zum Sonderpreis

von € 15,-- erhältlich.

 

Karl Hirschmann, Vorsitzender des Heimatvereins, war bei der Hängung der 20 Schautafeln im Saal des Schlössleins der Reihenfolge im Katalog gefolgt. Die ersten vier widmen sich dem allgemeinen Hintergrund, der Kirchen- und der weltlichen Geschichte. Das Wappen des Mäbenbergers markiert den Beginn seiner  Lebensbeschreibung und endet mit der Tafel über Tod und Jahrtag am 14. April 1374.  Seine Bekanntheit verdankt Konrad von Megenberg seinen vielen Wissensgebieten, die ihn  zum echten Universal-

gelehrten machen. „Es ist sagenhaft, was er alles geschrieben hat!“ findet Hirschmann.

Für eine Persönlichkeit des 14. Jahrhunderts hat er eine erstaunliche Karriere gemacht vom Sohn „kleiner“  Landadeliger bis zum anerkannten Theologen, Naturkundler und Verfasser viel beachteter Schriften mit Verbindungen zu den höchsten Kreisen, also zu Papst und Kaiser. Eine Tafel zeigt seine rege Reisetätigkeit nach Erfurt, Paris, Wien, Regensburg und Avignon.   

 

Seine Schriften beschäftigen sich mit Theologie und Philosophie, Musik und Liturgie, Kirchenpolitik und –recht, Moralphilosophie und Naturwissenschaften. Der letzten Gruppe gehört sein bekanntestes Werk an: das Buch von den natürlichen Dingen, kurz „Buch der Natur“ genannt. Es gilt als eines der weitestverbreiteten Bücher in altdeutscher Sprache überhaupt. Obwohl sich nach aktuellem Stand der Forschung

keine seiner autographischen Handschriften erhalten hat, existieren heute noch fast

70 komplette Exemplare dieses Werkes.

 

Aus der aufwendigsten und berühmtesten, der Heidelberger Handschrift, aufgeschrieben rund 100 Jahre nach der Entstehung dieser ersten Naturkunde in deutscher Sprache, stammen die faszinierenden Bilder im zweiten Ausstellungsraum. Sie sind echte Zeit-

dokumente, die z.B. die Kleidung der damaligen Zeit oder die Getreideernte wiedergeben.  Konrad beobachtet und beschreibt genau, kritisch und penibel, ist aber genau so tief verwurzelt in der Denkungsweise des Mittelalters. Seiner festen Überzeugung nach sieht er in der Naturkunde die Lehre von den Wirkungen Gottes in der Welt. Dabei sind seine Darstellungen eine eindrucksvolle Mischung von korrekter Beobachtung und wilden Behauptungen: Einerseits beschreibt Konrad zum Beispiel exakt die Herstellung von Bronze, führt aber gleichzeitig kopffüßige Menschen, Meeresungeheuer, das Einhorn

oder einen riesigen „Karfunkelstein“ an. Wenn wir auch heute – im Gegensatz zu Konrad- genau wissen, wie ein Elefant aussieht: Dem Charme des Tieres mit Burg auf dem Rücken, Punkten und gespaltenen Hufen wird sich niemand entziehen können und Schmunzeln

ist erlaubt.

 

 

Irene Heckel