"Auf den Spuren von Reinhart Fuchs im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen"


Bericht von Irene Heckel


 

Der Heimatverein Georgensgmünd zeigt an der Gmünder Kirchweih die große Reinhart- Fuchs- Retrospektive „Kunst kommt heim“ im Schlösslein. Ausgestellt werden Lesepulte, Leuchter, Kreuze, Abendmahlsgerät, Skulpturen und sogar zwei Altäre des Untersteinbacher Bildhauers, der Anfang 2009 verstarb und in ganz Franken und in Oberbayern seine Werke hinterlassen hat. Es sind überwiegend sakrale Kunstwerke aus Kirchen und Gemeindezentren von Heilsbronn bis Höchstadt, von Kronach bis Kammerstein. Im Vorfeld der Ausstellung folgte nun der Heimatverein den Spuren des Bildhauers auf einer Tour zu Kunstwerken aus seinem Atelier durch den Landkreis Weißenburg- Gunzenhausen. Auf dem Programm standen der Besuch des Brunnens vor der Heiligkreuzkirche in Weißenburg, des Gedenksteins für einen Komponisten auf der Wülzburg sowie der Krankenhauskapelle von Weißenburg. Darüber hinaus besichtigte die Gruppe das Mahnmal zum Gedenken an die einstige jüdische Gemeinde von Markt Berolzheim und die Kapelle von Frickenfelden.

 

Eines seiner liebenswertesten Werke ist sicher der Franziskusbrunnen vor der katholischen Heilig- Kreuz- Kirche in Weißenburg. Auf einem kreuzförmig gestalteten Steinsockel sitzen friedlich vereint Vögel aller Größen an der Tränke, darunter auch ein Raubvogel. Einfühlsam berichtete Dieter Semmlinger, Freund des Bildhauers und Rotarier wie Reinhart Fuchs, vom Werden des Brunnens von der Idee bis zur Einweihung, bei der Friedrun Fuchs das Sonnenlied des Heiligen Franziskus rezitierte. Auf der Wülzburg erinnert eine Büste an den Prager Komponisten und Klaviervirtuosen Erwin Schulhoff. Er kam 1942 im dortigen Internierungslager um, war lange Zeit fast vergessen und wurde erst in den letzten Jahren wieder entdeckt.

 

„Reinhart Fuchs wollte, dass wir es Sühnemal nennen“ berichtete Hermann Bauer, Altbürgermeister von Markt Berolzheim. An der Stelle mitten im Ort, wo sich bis 1938 die Synagoge befand, steht seit 1998 ein schwarzer Stein mit dem Davidstern inmitten eines Wasserbeckens, das an ein jüdisches Ritualbad erinnert. Der Segensspruch darauf ist sowohl in deutscher als auch in hebräischer Schrift geschrieben als Zeichen für die enge Verbindung von Juden- und Christentum. Der Bürgermeister war der Motor, der unermüdlich für das Mahnmal für die jüdische Gemeinde warb. Dessen Finanzierung war durch Flurbereinigungsmittel gesichert. Ein Besuch des Gemeinderates in der Bildhauerwerkstatt in Untersteinbach hatte damals das Gremium vollkommen davon überzeugt, dass der Auftrag bei Reinhart Fuchs in den richtigen Händen war.

 

In Gunzenhausen übernahm der ehemalige Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, Dr. Karl Friedrich Zink, die Führung der Gruppe in der Kreisklinik. Er ist nicht nur profunder Kunstkenner, sondern war auch ein enger Freund des Künstlers seit gemeinsamen Schultagen. Das Konzept der Kapelle in der Kreisklinik berücksichtigte die Nutzung durch beide Konfessionen. Dominierendes Element ist das breite Glasfenster, das Reinhart Fuchs als Darstellung der drei Kardinalstugenden Glaube, Liebe, Hoffnung gestaltet hat. Die leuchtenden Blau- und Grüntöne verleihen dem Raum eine besonders meditative Atmosphäre. Altarausstattung, Lesepult und Altar aus Jurakalkstein, Holz und Bronze ergänzen das Gesamtkunstwerk. Die Kapelle sehe er als Beweis dafür, dass der Steinmetz und Holzbildhauer Reinhart Fuchs ein echter „Kunst- Handwerker“ gewesen sei, der es meisterhaft verstanden habe, seine eigene Bildsprache in so unterschiedlichen Materialien auszudrücken, sagte Zink.

 

Dem überwältigenden Eindruck der Gunzenhausener Krankenhauskapelle steht die Schlichtheit des kleinen Frickenfeldener Kirchleins gegenüber. Hier wurde 1996 ein ehemaliges Feuerwehrhaus zur Kapelle, der Turm, in dem die Schläuche getrocknet wurden, zum Glockenturm. Die gesamte Ausstattung wurde Reinhart Fuchs übertragen. Über einem schlichten Altartisch erhebt sich in warmen Farbtönen ein hölzernes Sonnensymbol. In der Glasfüllung des Spitzbogens über einer Tür regnet es blaue Tropfen. Der Wunsch zum Umbau des Gebäudes mit bewegter Vergangenheit als Hopfen- und Viehwaage, Wasch- und Spritzenhaus, kam aus der Bevölkerung, die nach den Worten von Zink auch heute immer wieder mal im Alltag für ein kurzes Innehalten hereinschaut.

 

 

Text: Irene Heckel  -  Fotos: Ursula Hirschmann