Stadtbaumarten im Klimawandel – stresstolerante Straßenbäume für die Zukunft

Vortrag von Dr. Susanne Böll

Dipl.-Biologin der Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim 

am 16.03.2023

Straßenbäume im Zeichen des Klimawandels – Forschungs-Projekt „Stadtgrün 2021“

 

In unseren Städten beherrschen gewöhnlich weniger als 10 Hauptbaumarten das Bild an der Straße und decken bis zu 80% aller Straßenbäume ab. Darunter unsere heimischen Arten wie Ahorn und Linde, die ursprünglich Waldbaumarten sind und sich zunehmend schwer tun in unseren aufgeheizten Städten. Trocken- und Hitzeperioden haben in den letzten Jahrzehnten während der Vegetationsperiode deutlich zugenommen, und für Würzburg, einer Stadt mit Weinbauklima, werden in einem regionalen Klimamodell bis Ende des Jahrhunderts im Schnitt 50 Hitzetage (T > 30°C) statt 7 im langjährigen Mittel (1961-1990) vorhergesagt. Entsprechend werden die Tropennächte (T > 20°C), die bisher keine Rolle spielen, dramatisch zunehmen. Für nachhaltige Straßenbaumpflanzungen, vor allem in den „Hitzeinseln“ der Innenstädte, werden stadtklimafeste, trocken- und hitzestresstolerante Baumarten eine zunehmend größere Rolle spielen. FORSCHUNGSPROJEKT „STADTGRÜN 2021“ DER BAYERISCHEN LANDESANSTALT FÜR WEIN- UND GARTENBAU Um das derzeit stark eingeschränkte Repertoire von Stadtbaumarten zu erweitern, werden in dem Projekt „Stadtgrün 2021“ seit 2010 zwanzig potentiell klimafeste, stresstolerante Baumarten mit insgesamt 460 Bäumen an drei klimatisch sehr unterschiedlichen bayerischen Standorten auf ihre Eignung als Straßenbäume der Zukunft getestet: - in Würzburg, einer wärmebegünstigten Stadt mit Weinbauklima, geeignet, um die Versuchsbaumarten auf Trocken- und Hitzestresstoleranz zu testen (s. „Steppensommer“ 2015, 2018, 2019), - in Hof/Münchberg, unter kontinentalem Klimaeinfluss mit hoher Frostgefährdung, Teststandort für Frosttoleranz, und in Kempten, das durch ein gemäßigtes Voralpenklima mit hohen Niederschlägen geprägt ist. 2015 wurde das Projekt in den Partnerstädten um 10 Baumarten/-sorten erweitert. Die Versuchsbäume werden jährlich im Frühjahr und Herbst auf Frost- und Trockenschäden, Kronenvitalität, Gesundheit und Zuwachsleistung bonitiert. Ergebnisse zur Eignung der Versuchsbaumarten werden - regional differenziert - vorgestellt. Temperaturverläufe („Fieberkurven“) verschiedener Versuchsbaumarten und herkömmlicher Straßenbaumarten aus dem Wurzel-, Rinden- und Kronenbereich der Bäume während der Hitzeperioden 2018/2019 werden verglichen und diskutiert. Anhand von Untersuchungen zur Artenvielfalt in den Kronen heimischer und gebietsfremder Straßenbäume wird der häufig gestellten Frage nachgegangen, ob heimische Baumarten eine höhere Arthropodenvielfalt beherbergen als verwandte gebietsfremde Arten.

 

 

 

Susanne Böll hat an den Universitäten Göttingen, Chapel Hill, North Carolina, USA und Würzburg Biologie studiert, wo sie auf dem Gebiet der Stressökologie und –physiologie im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Ökologie, Physiologie und Biochemie pflanzlicher und tierischer Leistung unter Stress" promoviert hat. Sie ist seit 1998 an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau beschäftigt und hat verschiedene Forschungsprojekte geleitet. Seit 2009 ist sie Projektleiterin des Forschungsprojekts "Stadtgrün 2021", ein Langzeitversuch, in dem in verschiedenen bayerischen Städten 30 Baumarten auf ihre Eignung als klimaresiliente Stadtbäume getestet werden.