Werke aus dem sakralen Bereich - Modelle
Als der Heimatverein im Herbst 2009 seine Planung für eine Fuchs-Ausstellung an der Kirchweih 2010 begann, war noch nicht klar, welche Dimensionen die Ausstellung annehmen würde und dass dies die größte Fuchs-Ausstellung bisher werden sollte.
Was sollte aus Reinharts großem Lebenswerk präsentiert werden?
Anfang November 2009 zeigte uns Stefan Fuchs in Untersteinbach die enorme Fülle von kleinen und großen Modellen, die Reinharts Schaffens-Vielfalt widerspiegelte. Reinhart hatte für alle Werke Modelle für seine Auftraggeber geschaffen. Es gab aber auch farbenfrohe abstrakte Bilder und Modelle für freie Arbeiten zu bewundern. Die große Werkfülle verlangte nach einer Eingrenzung. So konzentrierten wir uns nach einiger Zeit der Suche für unsere Ausstellung auf den sakralen Bereich. Er herrscht vom Umfang her vor und ist zuvor noch nie in seiner ganzen Breite gezeigt worden. Zusätzlich sollten von den Arbeiten für den öffentlichen Raum die Brunnenmodelle und Fotos der ausgeführten Brunnen gezeigt werden.
Werke im gesamten fränkischen Raum
Wir nahmen die Werkliste zu Hilfe, die Sybille Fuchs bereits 1993 mit Reinhart begonnen und später ergänzt hatte, um nach Exponaten Ausschau zu halten. So suchten wir gezielt nach Exponaten, die nicht aus der unmittelbaren Umgebung stammten. Unsere Suche führte uns nicht nur durch den Landkreis Roth oder nach Weißenburg und Gunzenhausen, sondern auch nach Windsbach, Ansbach und den Raum Nürnberg, Fürth, Erlangen, Forch- heim. Später zogen wir weitere Kreise nach Höchstadt an der Aisch und bis hinauf nach Haßfurt, Zeil am Main, Coburg, Kronach, Pressig, Sonnefeld. Schließlich konnten wir in der Ausstellung zeigen, dass Reinhart Fuchs’ Werke im gesamten fränkischen Raum zu finden sind, und zwar in einer erstaunlichen Dichte und Anzahl. Diese Tatsache führte in der Ausstellung eine große Karte vor Augen, die alle Orte, für die Reinhart Fuchs gearbeitet hatte, je nach ihrer Bedeutung mit mehr oder weniger großen Kreisen gewichtete. Viele Besucher waren erstaunt über diesen Schaffens-Radius.
Auswahl der Exponate
Die Auswahl an sakralen Gegenständen sollte ausgewogen sein. Es sollten von allen Gegenständen, die zur Ausstattung von Kirchen gehören, eines oder mehrere Stücke dabei sein, so weit diese überhaupt in einer Ausstellung gezeigt werden können. Monstranzen oder Tabernakel kamen ja z. B. nicht in Frage. Auch das Abendmahlsgerät getrauten wir uns fast nicht zu erbitten, doch es wurde uns erstaunlicherweise zur Verfügung gestellt. Was die Altäre angeht, so wäre die Ausleihe eigentlich ebenfalls problematisch gewesen, aber wir hatten das große Glück, dass in zwei Gemeinden renoviert wurde und wir so die Altarensembles mitsamt den Taufsteinen erhielten. Dies stellte uns vor neue Aufgaben, was den Transport und die Präsentation anging. So mussten Transportfahrzeuge von mehreren örtlichen Firmen ausgeliehen werden. Die Türen des Schlössles waren zu schmal, und die Ausstellungsfläche dort wäre bei weitem zu klein gewesen. Als großen Ausstellungsraum stellte uns die Gemeinde dankenswerter-weise den Hauptraum des Büchereistadls zur Verfügung.
Leihgeber
Wir fragten im April und Anfang Mai bei 26 potenziellen Leihgebern an, Ende Mai zeichnete sich dann ab, dass der Heimatverein die meisten der erbetenen Kunstwerke erhalten würde. Fast alle zuständigen Pfarrer mit ihren Kirchenvorständen und Pfarrgemeinderäten hatten der Ausleihe zugestimmt. Zusätzlich ergab sich der glückliche Umstand, dass durch die Renovierung der Rother evangelischen Stadtkirche auch von dort Exponate zu erhalten waren. Wir freuten uns ungemein über die vielen Zusagen und trafen Vorbereitungen für die Präsentation, eine angemessene Versicherung und einen fachgerechten Transport der wertvollen Stücke.
Vielfalt der Materialien und der künstlerischen Arbeiten
Durch die Vielfalt an sakralen Gegenständen ergab sich bei Reinhart Fuchs ganz von selbst auch eine Vielfalt an Materialien und damit Hand in Hand gehend an künstlerischen Formen, die uns immer wieder staunen ließ! Reinhart beherrschte handwerklich und künstlerisch die Bearbeitung aller gängigen Materialien, also aller Metalle wie Bronze, Messing, Kupfer, Silber, verschiedener Hölzer und Steinarten auf bewundernswerte und doch selbstverständliche Weise. Das große Können hatte er sich durch lange Lehrjahre in der Ausbildung zum Holzbildhauer, zum Keramiker an der heutigen Fachhochschule für Gestaltung in Nürnberg, zum Steinmetzen und Steinbildhauer, sowie in einem fünfjährigen Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München erworben.
Unter unseren Ausstellungsgegenständen befand sich reinsilbernes Abendmahlsgerät mit feuervergoldetem Trinkrand und ein Altarkreuz mit einem silbernen Korpus. Ein Ensemble aus Leuchtern und einem Altarkreuz war aus Kupfer.
Aus Bronze gegossene Objekte waren in der Ausstellung häufiger vertreten als solche aus Messing. Wir zeigten Altarkreuze, eines davon mit zwei großen Amethysten, eines mit Alabaster, Vortragekreuze und Lesepulte, sodann Osterleuchter, große Altarleuchter, ein Taufgestell mit Bergkristall und einen Meditations-leuchter, sowie die große Scheibe eines Standkreuzes.
Weiter erhielten wir als Exponate drei herrliche Altarensembles aus Altarmensa und Lespulten aus Holz, und zwar aus Frickenfelden in Kiefer, aus Höchstadt a. d. Aisch in gebleichter Buche und aus Roth in Buche und Linde, farbig eingelassen. Dazu kamen ein Taufstein (Höchstadt) und drei weitere hölzerne Lesepulte von anderen Leihgebern, ebenfalls in verschiedener Ausführung.
Auch die gezeigten Skulpturen waren aus Holz, nämlich der sog. Weltenrichter von 1955, eine Madonna mit Kind von 1959, die Figur des Bonifatius von 1979 und die beiden Büsten von Reinhart und Friedrun Fuchs von 2001/02.
Exponate aus Stein konnten nicht ausgeliehen werden, hätten aber sicherlich das weite Spektrum von künstlerischen Arbeiten eindrucksvoll abgerundet. Man muss sie an Ort und Stelle ansehen, z. B. in der Kirche St. Wunibald oder vor der Synagoge. So waren auch die drei Führungen zu Reinharts Werken gedacht, die über die Kirchweih angeboten wurden. Die Absicht war, dass man sich der vielen Schätze in Georgensgmünd bewusst werden sollte.
Modelle
Schließlich stimmten die Geschwister Fuchs zu, dass wir auch aus dem großen Vorrat an Modellen aus Reinharts Atelier in Untersteinbach schöpfen durften. Es war eine Freude, die großen Exponate in ihren maßstabsgetreuen, kleinen Ebenbildern wiederzuerkennen, z. B. den Ambo aus Fürth oder den Osterleuchter aus Kalbensteinberg. Dazu kamen Modelle von Grabsteinen und von Brunnen. Die „echten“ Brunnen wurden dann auf großen Fotos gezeigt. Man sah z. B. drei Modelle des Brunnens an der Promenade in der Barock-Stadt Ansbach und daneben die Fotos dieses eindrucksvollen „Barock“-Brunnens. Die Büsten von Reinhart und Friedrun begrüßten den Besucher beim Betreten der Ausstellung und ein Foto von Reinhart vor seinem Wintergarten empfing den Besucher im oberen Stockwerk.
Präsentation
Die Präsentation erfolgte auf zwei Ebenen in chronologischer Anordnung. Das Schlössle bot den geeigneten Hintergrund, auf dem die Objekte ohne weitere Zutat wirken konnten. Von einzelnen Ausnahmen abgesehen wurden im 1. Stock die Werke vor 1990 und im Erdgeschoß die Werke danach präsentiert. Im Saal wurde der erste Blick sofort auf das wunderbare Scheibenkreuz aus Pressig gelenkt, während an den gegenüberliegenden Wänden die beiden großen Skulpturen postiert waren. Im Nebenraum des Saales sollte die Zusammenarbeit zwischen dem Architekten Wolfgang Gsaenger und seinem Freund Reinhart Fuchs dokumentiert werden. Originale Pläne der Kirche St. Thomas aus Erlangen, die großen Leuchter aus der Thomaskirche und Fotos der Kirche mitsamt diesen Leuchtern konnten bewundert werden. Der kleine Raum gehörte den Altarkreuzen.
Im Trauzimmer waren völlig verschiedene Lösungen für Osterleuchter und Lesepulte und ein kleines Altarensemble ausgestellt und im Büchereistadl schließlich die beiden großen Altarensembles und das Abendmahlsgerät.
Die Verwendung von großen Fotos war ein wichtiger Punkt der Präsentation. Wir wollten mit Hilfe von Fotos den Zusammenhang zwischen dem Exponat und seiner ursprünglichen Umgebung im Kirchenraum verdeutlichen. Man konnte also beispielsweise auf einem Foto sehen, dass vor dem großen Scheibenkreuz aus Pressig ein steinernes Ensemble aus Altartisch nebst Ambo und Taufstein von Reinhart Fuchs steht.
Man sah auch, auf welchen Altar die Altarleuchter und das Kreuz in Kronach an Ort und Stelle gehören und wie harmonisch sich das Lesepult in Burgkunstadt in seine Umgebung einfügt.
Technische Aufgaben im Zusammenhang mit der Präsentation
Einige Exponate stellten den Heimatverein vor knifflige technische Aufgaben, denn sie mussten im Schlösslein sicher, aber vom Material des Hilfsmittels her unauffällig präsentiert werden. Dies gelang dann mit Hilfe von schweren, grauen Betonsteinen, da diese die Farbe des Gebälks im Schlösslein haben. Das große Scheibenkreuz erhielt ein massives Stativ aus Eisen, das dem Original nachgebaut war, und der Hl. Bonifatius wurde mit Hilfe eines Hakens an der Wand befestigt.
Das gezielte Schaffen für bestimmte Räume
zeichnet Reinharts Werk aus. Ein Foto von der Paulskirche in Nürnberg zeigte, wie Reinhart sein Lesepult und seinen Osterleuchter aus Messing stilistisch an die Jugendstilkirche anzupassen wusste. Er schuf auch eine schlichte Altarmensa für die dörfliche Kapelle in Frickenfelden und ein „barockes“ Lesepult für die Kirche in schlichtem Markgrafen-Barock in Eckersmühlen. Die Gegebenheiten eines Ortes wurden immer mit einbezogen.
Die Symbolsprache der Werke
konnte ausgiebig studiert werden. Es gibt eine Handvoll Symbole, die Reinhart Fuchs immer wieder verwendet: das Samenkorn, das in der Erde stirbt und wieder keimt als Sinnbild der Auferstehung, Blätter als Symbol des neuen Lebens, d. h. des Lebens nach dem Tod, konzentrische Wellen für das Wasser des Lebens, Früchte für die Frucht, die das Evangelium trägt, das Scheibenkreuz für die Überwindung des Kreuzes und des Todes.
Wir freuen uns über den großen Erfolg und den guten Besuch und danken von Herzen allen, die zum Gelingen dieser außergewöhnlichen Ausstellung beigetragen haben.
Text: Ursula Hirschmann