Zu einem spannenden Vortrag versammelten sich einige Teilnehmer am vergangenen Donnerstag im Bürgerhaus Krone. Stefan Geßler, Vermessungsdirektor des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung aus Schwabach zog in seinem Vortrag einen großen Bogen von den Anfängen der Kartographierung bis zu modernen Vermessungsmethoden und gab einen Blick in mögliche zukünftige Technologien.
So erfuhren die Zuhörer, dass die ältesten Karten Bayerns aus dem 16. Jahrhundert stammen. 1554 ordnete Herzog Albrecht V. von Bayern eine "Landes-Mappirung" an und beauftragte damit den Mathematiker, Astronomen und Kartographen Philipp Apian. Apians "Landtafeln" waren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, abgesehen von einigen lokalen aber ungenauen Zeichnungen die einzige Kartierung des (damaligen) Bayern.
Erst Napoleon brachte den entscheidenden Fortschritt. Um seine Feldzüge besser planen zu können, beauftragte er die erste systematische Kartographierung Bayerns. Ausgehend von einer etwa 22 km langen Basislinie zwischen Oberföhring und Aufkirchen im Erdinger Moos wurde im Triangulationsverfahren die gesamte Fläche Bayerns kartographiert. Erstaunlich ist die Genauigkeit der damaligen Vermessung mit einfachen Mitteln: der Fehler der damaligen Streckenmessung betrug nur 73 cm auf 22 km. Was Napoleon aus militärischen Interessen initiierte, wurde von Bayern zur Erhebung der Grundsteuer fortgeführt. Die 133 trigonomischen Fixpunkte der damaligen Kartographierung dienen noch heute als Referenzpunkte der modernen Vermessung.
Die Erstellung kartografischer Karten im 19. Jahrhundert war ein Mammutprojekt. Viele Kartographen wurden bestellt, um die, in quadratische Teilkarten aufgeteilten Pläne zu zeichnen. Herr Geßler zeigte auch ein paar Kuriositäten in alten Karten.
Eine wichtige Rolle spielen seit vielen Jahrhunderten die Feldgeschworenen. Sie unterstützen bei der Setzung von Grenzsteinen, Überwachung der Einhaltung von Grundstücksgrenzen und Schlichtung von Grenzstreitigkeiten. Sie sind in den Gemeinden wichtige Partner der Vermessungsämter.
Zum Schluss erfuhren die Teilnehmenden einiges über moderne Messverfahren, von lasergestützten Entfernungsmessungen und Winkelmessungen mit einem Theodoliten. Kartographierungen erfolgen heutzutage auch durch regelmäßige Luftaufnahmen und mit Unterstützung durch Satelliten.
Der kurzweilige Vortrag von Herrn Geßler endete mit einer Fragerunde und einem Austausch der Teilnehmenden.
Martin Kaiser
Die "Freunde der Madli" vor dem Traditionswirtshaus, das nach dem Ableben der Seitz-Schwestern tatkräftige Stammgäste wiederbelebt hatten. Ein historischer Kinderwagen, seit Generationen im Besitz der Familie Seitz, erinnert an die Gründungszeit der Gaststätte vor 100 Jahren. Foto: Hans Pühn
Statt den einstigen Trockenschlitzen für den Hopfenboden trägt das Dach des schmucken Mosbacher Hauses mit der Nummer 22 eine großflächige Photovoltaik-Anlage zur Umwandlung von Lichtenergie in elektrische Energie. Vor 100 Jahren erbaut, ist das prägnante Gebäude an der Ortsstraße längst in der Neuzeit angekommen. Während das Obergeschoß nach einem umfassenden Umbau inzwischen bewohnt wird, dient das Erdgeschoß nach wie vor der Geselligkeit. Auch wenn im Ort immer noch von der Seitzschen Gastwirtschaft beziehungsweise vom Wirtshaus "Die Madli" die Rede ist, verdankt das gastliche Haus seinen Fortbestand einer nicht alltäglichen Initiative von Stammgästen. Nach dem Ableben der Seitz-Schwestern Marie und Lore, im Volksmund liebevoll als "Madli" bezeichnet, gründeten einige Männer und Frauen den Verein "Freunde der Madli" und machten sich an die Arbeit, das Kultwirtshaus so zu renovieren, dass es von seinem Charme der Nachkriegszeit nichts einbüßte.
Als Kontrast zu Holztischen und Stühlen dient nach wie vor ein einladendes Sofa. Der Linoleum-Boden hat Generationen von Gästen überdauert. Der Ofen mit seinem langen Ofenrohr steht mitten im ausgesprochen gemütlichen Gastraum. Relativ neu ist nur die Zapfanlage. Zum hundertjährigen Bestehen des Wirtshauses haben die Vereinsmitglieder noch einmal zu Pinsel und weißer Farbe gegriffen.
Als am vergangenen Samstag die "Freunde der Madli", die inzwischen seit 17 Jahren an vier Tagen in der Woche den Mosbacher Stammtisch aufrecht erhalten und nichts dagegen haben, wenn sich durstige Wanderer oder Radfahrer zu ihnen gesellen, zu einem "kleinen Festakt" einluden, strahlte der Gastraum mit den zahlreichen Gästen um die Wette. Nach dem Empfang machte sich die Festgesellschaft, darunter Alt-Landrat Herbert Eckstein, auf den kurzen Weg zur schmucken Mosbacher Kapelle. Durch den von Pfarrerin Cornelia Meinhard gestalteten Gottesdienst , den der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Georgensgmünd trefflich umrahmte, zogen sich Begriffe wie "Gastlichkeit" und "Geselligkeit" wie ein roter Faden. In einem bewegten Jahrhundert mit der schwierigen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, dem Aufkommen der Nationalsozialisten, die den Zweiten Weltkrieg auslösten, das Elend während und nach dem Krieg und nicht zuletzt der Strukturwandel auf dem flachen Land, hat das Wirtshaus stets zum Zusammenhalt im Dorf beigetragen, führte die Pfarrerin aus. Für die Wirtsleute früherer Tage sei es sicherlich nicht immer leicht gewesen, nach einem anstrengenden Arbeitstag auf den Feldern das Wirtshaus aufzusperren. Im Rahmen des Gottesdienstes gedachten die Besucher der einstigen Gastwirtsfamilie und der verstorbenen Vereinsangehörigen.
Wieder nur ein Katzensprung von der Kapelle entfernt, klang das Jubiläum mit einem gemeinsamen Mittagessen im Mosbacher Landgasthof "Stache" und einem anschließenden "gemütlichen Beisammensein" aus. Vereinsvorsitzender Wilhelm Winkler hatte das Geburtstagsgeschenk der Stadtbrauerei Spalt für den Verein "Freunde der Madli" , eine große, schön gestaltete Urkunde "in dankbarer Anerkennung zum 100-jährigen Jubiläum der Traditionsgaststätte Seitz" vom Wirtshaus "die Madli" zum Landgasthof fürsorglich mitgeführt, ehe die Urkunde ihren Ehrenplatz neben der Theke des wohnzimmerähnlichen Gastraums der "Madli" erhalten wird.
Als vor hundert Jahren die an die Ortsstraße neu erbaute Gastwirtschaft der Familie Seitz mit Grammophon-Musik, Tanz und fränkischen Speisen eingeweiht wurde, floss noch Bier aus Ellingen aus dem Zapfhahn. Inzwischen wird seit etlichen Jahrzehnten im Spalter Gemeindeteil Mosbach auch Spalter Bier ausgeschenkt. Gebraut von der einzigen noch kommunal betriebenen Brauerei in Deutschland. Der Wirtshaus-Leitspruch, „Wenn Trübsal einkehrt, nicht verzage, es kommen auch wieder bessere Tage“, passte bestens zur Nachkriegszeit, in der die Seitz-Schwestern Marie und Lore für die gewünschten guten Tage (beziehungsweise Abende) sorgten. Im Laufe der Jahre wurden „Die Madli“ bei den Feierabend-Biertrinkern regelrecht zum Kult.
Auch Roths Alt-Landrat Herbert Eckstein, dem Gedankenaustausch an einem Stammtisch stets aufgeschlossen, erinnert sich gerne an diese Zeiten. Vor allem viele Gmünder zog es nach Mosbach, einem 75-Seelen-Dorf, das die Fahne der Gastlichkeit und Geselligkeit wie kaum eine vergleichbare Gemeinde hochhält.
Hans Pühn
Spalt - „Wenn man feststellen darf, dass sich in unserer unmittelbaren Umgebung noch Dinge verstecken, die für einen Heimatkundler eine kleine Sensation darstellen können, so ist das Spannung pur“, sagt Georg Vogel aus Georgensgmünd. Er stieß bei seinen Nachforschungen auf die Reste eines Holzkohlenmeilers am Reicherzgraben bei Spalt – einer Gegend, wo man solche Holzkohlenmeiler bislang nicht entdeckt hatte. Gerade im Gebiet um Spalt sind Holzkohlemeiler sehr selten und kaum bekannt.
Die Geschichte begann mit der Suche nach Kohlemeilern im Raum der unteren Rezat bei Georgensgmünd. Der dortige Heimatverein hatte erwogen, einen historischen Holzkohlemeiler nachzubauen und zu betreiben. Doch wegen der erfolglosen Standortsuche wurde das Vorhaben auf Eis gelegt.
Georg Vogel hat weiter geforscht. Die erfolglose Standortsuche hat ihn veranlasst, die Suche nach Holzkohlemeilern im Raum Spalt – Georgensgmünd fortzusetzen und die Standorte zu analysieren. Und Georg Vogel ist fündig geworden. Am Reicherzgraben stieß er auf einen versteckten Holzkohlemeiler, einen sogenannten Hangmeiler.
Warum ist der entdeckte Kohlemeiler ein Hangmeiler? „In den vorhandenen Tal-Auen oder gar im Wiesengrund am Flusslauf ist die Platzierung von Meilern unmöglich – schon allein wegen der Bodenfeuchte und der Überschwemmungsgefahr“, erklärt Georg Vogel. „Ob auf den Anhöhen ehemals vermehrt Meiler-Standorte waren, lässt sich heute nur schwer feststellen.“ Durch die immer schon weitgehende landwirtschaftliche Nutzung seien auch Bodenmerkmale als Hinweis verloren gegangen. So seien nur noch an den Berghängen Spuren von Holzkohlemeilern zu finden, wenn auch sehr selten.
„Die Gegebenheiten mussten passten“, so Georg Vogel weiter und zählt bestimmte Voraussetzungen auf, die vorhanden sein mussten: Eine möglichst leichte Anlieferung des Holzes war optimal. Hierzu seien möglichst auf einer Höhenlinie Waldwege angelegt worden. Die leichtere Holzkohle sei meist ins Tal zum Verbraucher befördert worden. „Die Meilerplattform braucht einen sicheren Untergrund, um nicht abzurutschen“, nennt Vogel eine weitere Voraussetzung. Vorteilhaft sei auch ein kleiner Lagerplatz mit Köhlerhütte in der Nähe gewesen.
„Zu jeder Zeit wurde versucht, die Arbeit möglichst zu rationalisieren“, berichtet der Heimatkundler. „So wurde nicht selten versucht, mehrere Holzkohlenmeiler in unmittelbarer Nähe aufzubauen.“ Auch am entdeckten Standort sind all diese Voraussetzungen gegeben und sie machen das Objekt für die Spalter Geschichte und die Erforschung der umliegenden Kulturlandschaft sehr interessant. Somit ist der Nachweis eines Hangmeilers hier im Spalter Hügelland eine kleine Sensation.
Die Köhlerei scheint also auch in der Umgebung von Spalt vorhanden gewesen zu sein. Warum im Nordwesten von Spalt Relikte einer Holzkohlenmeilerei so selten zu finden ist, ist unklar. „Möglicherweise gab es hier weniger Bedarf oder das Jagdgebiet des Markgrafen hatte zu wenig Baumbestand für die Köhlerei“, vermutet der Heimatkundler. „Außerdem ist das Gelände hier sehr hügelig“.
Das Bild des untersuchten Objekts vermittelt einen umlaufenden flachen Wall. Nach allen bekannten Analysen über Holzkohlenmeiler müsste dieser Wall Holzkohlereste enthalten. Wenn in diesem Ringwall keine Kohlereste nachweisbar wären, müsste es sich um ein Relikt mit anderem geschichtlichen Hintergrund handeln, eventuell um ein Rundhaus, um eine Kultstätte oder um ein geplündertes Hügelgrab. Auffällig ist, dass es wesentlich mehr Holzkohlenmeiler auf der rechten Seite der Schwäbischen Rezat gab als auf der linken . In Richtung Spalt werden die ringförmigen Ausprägungen der Meiler im Gelände immer weniger. Diese Merkmale haben sich nur in den Wäldern mit weniger Oberflächen-Störungen erhalten.
Bis zum Beginn der Industrialisierung wurde Holz in großer Menge für die Köhlerei verbraucht. Die Holzkohle wurde in Meilern hergestellt. Sie war ein wichtiger Rohstoff zur Eisenherstellung im Tal der Fränkischen Rezat. „Als Produkt frühgeschichtlicher Gesellschaften sind diese Hinterlassenschaften wie Holzkohlemeilern auch als Kulturgut einzuordnen, so dass sich in der Praxis die Frage nach dem Umgang mit diesen Kulturlandschaftsrelikten stellt“, hebt Georg Vogel hervor.
Georg Vogel wünscht sich, dass die Behörden die Erlaubnis geben, solche Relikte eingehend zu erforschen und Grabungen zu genehmigen, um eine genaue Profil-Analyse zu erstellen, denn es gäbe sicherlich noch einiges zu entdecken.
Bild und Text: ROBERT UNTERBURGER, Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung