Am Tag der Deutschen Einheit unternahm der Heimatverein in diesem Jahr einen zweiten Ausflug, um Werke von Reinhart Fuchs an Ort und Stelle kennenzulernen.
Als Gäste durften wir Freunde und Weggefährten von Reinhart willkommen heißen:
Hubert und Wiltrud Vogl vom Kunstverein Schwabach, Dieter Semmlinger mit Gattin, Rotarier aus Weißenburg, Toni und Ilse Lorenz, einen ehemaligen Kommilitonen, sowie das Pfarrers-Ehepaar Ludwig und Eleonore Schmidt aus Erlangen, früher Unterreichenbach.
Ebenso begrüßten wir den Architekten Michael Gsaenger, der die Ausstellung „Kunst kommt heim“ mit Rat und Tat unterstützt hatte. Er brachte uns an diesem Tag zwei Kirchenbauten näher, die sein Vater Wolfgang Gsaenger gebaut und die dessen Freund Reinhart Fuchs bildhauerisch vollständig ausgestattet hatte.
In Forchheim führte uns Karl bei wunderschönem Herbstwetter zunächst durch die gut erhaltene Altstadt. Wir sahen die „Porta Vorchheimensis“, das Tor zur Geschichte Forch-
heims, bewunderten das Fachwerk am spätgotischen Rathaus und umrundeten die Martinskirche. Weitere Stationen waren die Marienkapelle, die Kaiserpfalz und das
malerische Katharinenspital, sowie das „schiefe Haus“, das Synagogendenkmal, die
Fischkästen in „Kleinvenedig“ und der Forellenbrunnen.
Siehe dazu die Bilder von der Forchheimer Altstadt
Vor der Christuskirche im Norden Forchheims wurden wir von Pfarrer Christian Muschler empfangen. Die Christuskirche ist in den sechziger Jahren von Wolfgang Gsaenger gebaut
und von Reinhart Fuchs ausgestattet worden. Es war nicht selbstverständlich, dass dieser ungewöhnliche Entwurf akzeptiert und umgesetzt werden konnte.
Michael Gsaenger interpretierte die Dach-Konstruktion als eine Erinnerung an Hopfen-
stangen, die schräg zusammenstehen, oder auch als ein Indianerzelt.
Im Innenraum wird die Naturmetaphorik fortgesetzt, und zwar sowohl von dem Gewölbe,
das sich wie eine überdimensionale Pflanze nach oben schraubt und in der Kuppel offen zu
sein scheint, als auch von den Ausstattungsstücken: der wuchtige Altar und der Taufstein
aus Rosso Breccato scheinen unmittelbar aus dem Boden herauszuwachsen, wobei der Tauf-
stein in theologischer Absicht das Zentrum des Raumes einnimmt.
Siehe dazu die Bilder von der Christuskirche in Forchheim
Die Thomaskirche in Erlangen war ebenfalls von dem Duo Gsaenger/Fuchs gebaut und ausgestattet worden. Auch diesen lichten Kirchenraum prägt seine außergewöhnliche Dachkonstruktion: Die Kräfte werden vom Gewölbe her nicht nach außen, sondern auf acht sichtbare Balken im Inneren des Kirchenraums geleitet. Diese dunkelroten Balken gliedern
den Raum und ergeben in der Ansicht große „Dreiecke“.
In einem der Dreiecke hängt das herrliche große Bronzekreuz, das die Gemeinde als Signet verwendet und dessen Details Karl vielfältig zu interpretieren wusste. Für den Altartisch und den Ambo hat Reinhart Fuchs hier Juramarmor verwendet: Die Steinflächen wirken nicht gleichförmig und abgezirkelt, sondern schwingen sehr lebendig im Raum, ebenso die sechs Altarleuchter, von denen wir drei samt Osterleuchter in der Kirchweihausstellung zeigen konnten.
Was uns sehr freute: Pfarrer Jörg Gunsenheimer und seine Frau bestätigten uns mehrfach,
dass die Ausstellung in ihrer Pfarrei sehr nachhaltig gewirkt habe!
Siehe dazu die Bilder von der Thomaskirche in Erlangen
Nach der Mittagspause und einer Stärkung im Nürnberger „Bratwurst-Röslein“ fuhren wir
zur katholischen St. Martinskirche. Pfarrer Richard Staudigl erläuterte die Geschichte seiner Kirche, die 1935 geweiht worden und nach weitgehender Kriegszerstörung nach 1945 wiederaufgebaut worden war. Sie wurde dieses Jahr aufwendig renoviert.
Der große, schlichte, viereckige Raum der Kirche findet seinen natürlichen Blickpunkt
im hellen Altarraum. Ein großes Gemälde bestimmt den optischen Eindruck: Hier hat der namhafte Nürnberger Maler Oskar Koller das Hereinbrechen des Lichts in die Dunkelheit sehr eindrucksvoll und mit warmen Farbtönen wohltuend gestaltet. Reinhart Fuchs, mit Oskar Koller gut bekannt, schuf vor diesem Bild ein großes Hängekreuz aus Bronze mit Plexiglas.
Die gesamte Ausstattung des Altarraums stammt von Reinhart, also Ambo, Volksaltar und Taufstein, auch der spezifisch „katholische“ Tabernakel in Juramarmor und Bronze, dazu der Priestersitz, sowie sechs große Altar-leuchter und ein Osterleuchter aus Bronze mit Amethyst, von denen wir einen Teil ebenfalls in der Ausstellung präsentieren konnten.
Alle Werke kommen natürlich in den Kirchenräumen, für die sie geschaffen sind, noch wesentlich besser zur Geltung als in einer Ausstellung, da sie hier in ihrem jeweiligen liturgischen und künstlerischen Zusammenhang zu erfassen sind und harmonisch auf-einander Bezug nehmen.
Siehe dazu die Bilder von der Kirche St. Martin in Nürnberg
Zum Abschluss unseres Ausfluges besuchten wir die Heilig-Kreuz-Kirche in Nürnberg-Gebersdorf, wie die übrigen Kirchen mitten in einer Wohnsiedlung gelegen.
Auch diese an und für sich schlichte Kirche war für das Erntedankfest mit vielen bunten Sträußen und mit Früchten festlich geschmückt. Wir konnten an Ort und Stelle „unseren“ großen sechsarmigen Leuchter, der im Büchereistadel ausgestellt war, wiedersehen, in dessen Schaft das Vortragekreuz steckt, sowie neben dem etwas kleineren Altar aus Juramarmor ein ungewöhnliches Lesepult aus Plexiglas mit Bronze und eine Tabernakelstele mit dem Allerheiligsten, umkränzt von Blättern. Eine weitere Besonderheit stellt das Arma-Christi-Kreuz dar, eine große Bronzescheibe, die ein Quadrat einschließt und die Leidenswerkzeuge Christi zeigt.
Siehe dazu die Bilder von der Heilig-Kreuz-Kirche in Nürnberg Gebersdorf
Dieser Herbstausflug hat bei den 32 Teilnehmern viel Anklang gefunden und war für den Heimatverein eine gelungene Abrundung des Reinhart-Fuchs-Jahres.
Text und Bilder: Ursula Hirschmann